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Die Wahrheit über die Selbständigkeit als Medizinische Fachangestellte

Stell dir vor, du bist eine erfahrene Medizinische Fachangestellte (MFA), beherrschst dein Handwerk aus dem Effeff und träumst davon, deinen eigenen Weg zu gehen – unabhängig, selbstbestimmt und voller neuer Möglichkeiten.

Genau diesen Traum hatten wir vor einigen Jahren auch. Doch was als vielversprechende Vision begann, entpuppte sich als herausfordernde Realität.

In diesem Blogbeitrag möchten wir, Kathi und Lisanne, dir unsere Reise von der ambitionierten MTA (Medizinisch-technischen Assistentin) und MFA zu den mutigen Unternehmerinnen schildern. Wir berichten von den steinigen Pfaden, die wir bewältigen mussten und den Lektionen, die wir gelernt haben.

Warum der Traum von der Selbständigkeit als MFA/MTA oft schwerer zu realisieren ist, als man denkt – und welche unerwarteten Wendungen uns letztlich zu unserer aktuellen, innovativen Geschäftsidee führten, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Unser Werdegang als MTA und MFA

Seit unserer Ausbildung haben wir unsere Leidenschaft für den Beruf der MTA und MFA entdeckt. In den ersten Berufsjahren sammelten wir wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Praxen, lernten die vielfältigen Aufgaben kennen und vertieften unser Wissen in unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten.

Durch kontinuierliche Weiterbildung und Spezialisierungen – vom Qualitätsmanagement bis hin zur Leitenden Fachkraft – haben wir unsere Kompetenzen unabhängig voneinander erweitert und uns in unseren Berufen stets weiterentwickelt.

Besonders erfüllend waren für uns die Momente, in denen wir durch unsere Arbeit einen echten Unterschied im Leben der Patient:innen und Kolleg:innen machen konnten.

Der Weg in die Selbständigkeit

Es kam, wie es kommen musste: Der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und die Idee, unsere eigenen Vorstellungen in die Tat umzusetzen, führten uns schließlich auf den Weg in die Selbständigkeit als MFA bzw. MTA.

Der Auslöser war der Gedanke, die gesammelten Erfahrungen und Kenntnisse auf unsere eigene Art und Weise einzusetzen, um anderen Praxen bei personellen Engpässen zu helfen.

Wir bereiteten uns intensiv vor, recherchierten gründlich, besuchten Seminare und knüpften wichtige Kontakte. Als wir schließlich den Schritt wagten (Kathi 2019, Lisanne 2023) und unser Konzept in die Tat umsetzten, waren wir voller Enthusiasmus und Tatendrang.

Doch schon bald mussten wir feststellen, dass die Realität der Selbständigkeit viele unerwartete Herausforderungen mit sich brachte.

Herausforderungen der Selbständigkeit

Die Bürokratie war eine der ersten Hürden, die wir bewältigen musste. Der administrative Aufwand, die gesetzlichen Vorgaben und die ständige Auseinandersetzung mit Behörden raubten uns oft den letzten Nerv.

Knapp drei Jahre sprangen wir unabhängig voneinander in medizinischen Einrichtungen, wie Arztpraxen und MVZ und fungierten als „Aushilfe“ bei Personalmangel ein. Mal kurzweilig für zwei Wochen, mal langfristig für ein Jahr. Alles in allem lief es gut, trotz der Pandemie. Doch warum suchten wir dennoch nach einer Alternative?

Aufgrund von rechtlichen Veränderungen und Beschlüssen in den letzten Jahren, auf die wir keinen Einfluss hatten, war es zunehmend schwieriger geworden, sich frei in der Selbständigkeit zu bewegen. Hier spielt die Deutsche Rentenversicherung (DRV) eine entscheidende Rolle, die – kurz gefasst – darüber entscheidet, ob dieses Konzept auf Selbständiger Basis ausgeführt werden darf oder nicht.

Ein offizielles Verbot gab es seitens der DRV zwar nicht, jedoch erfüllt das Konzept der „mobilen Aushilfe“ einige Kriterien der sogenannten Scheinselbständigkeit. Was die Ausführung der Tätigkeit dementsprechend so gut wie unmöglich machte.

Die Gründung von DocSupportPro

Trotz aller Herausforderungen gab es eine entscheidende Erkenntnis: Der Bedarf an Unterstützung in medizinischen Praxen ist enorm. Daher mussten wir unser Konzept und die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern. So entstand die Idee von DocSupportPro.

Wir wollten eine Lösung schaffen, die nicht nur unsere Werte von Flexibilität, Abwechslung und Selbstbestimmung widerspiegelte, sondern auch anderen Medizinischen Fachangestellten (MFA) hilft diesen Traum zu leben und den Patient:innen eine bessere Betreuung gewährleistet.

Mit DocSupportPro können wir nun umfassende Dienstleistungen anbieten, um das Praxisteam vor Ort zu entlasten. Unsere Vision ist es, den Praxisalltag zu erleichtern und eine Plattform zu schaffen, auf der andere MFAs ihre Fähigkeiten ebenfalls optimal einbringen können.

Die ersten Erfolge sprechen für sich: Zufriedene Kund:innen, positive Rückmeldungen und ein wachsendes Netzwerk motivieren uns jeden Tag aufs Neue.

Fazit: Warum du dich als MFA nicht selbständig machen solltest

Die Reise in die Selbständigkeit hat mich und meine Kollegin viel gelehrt. Die Herausforderungen sind zahlreich und oft größer, als man es sich vorstellt.

Daher bieten wir die perfekte Alternative: Die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, sich persönlich weiterzuentwickeln und einen echten Unterschied zu machen.

Durch das Konzept von DocSupportPro bieten wir Abwechslung, Wertschätzung und die Möglichkeit, viele Einblicke in die unterschiedlichsten Fachbereiche zu bekommen.

Wir bieten eine Plattform, auf der du deine Fähigkeiten optimal einbringen kannst – ohne die Risiken der Selbständigkeit tragen zu müssen.

Bewirb dich bei uns und werde Teil eines innovativen und unterstützenden Netzwerks! heldwerden@docsupportpro.de

Deine Kathi und Lisanne

von www.docsupportpro.de

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Berufsbegleitendes Studium für MFA – was bringt es?

Ein Erfahrungsbericht von Kristin von @mfa.mal.anders

Ich bin Kristin und habe im Jahr 2007 erfolgreich meine Ausbildung zur (damals noch) Arzthelferin beendet. Mit meinem ganz persönlichen Erfahrungsbericht über ein berufsbegleitendes Studium im Gesundheitswesen möchte ich euch als MFA die Möglichkeiten aufzeigen, die euch ein Studium bringen. Aber auch, die “Nachteile” bzw. Herausforderungen mit denen ich während meiner Studienzeit gekämpft habe.

Ich habe meine Ausbildung in einer Hausarztpraxis gemacht und war dort auch sehr zufrieden, weil die Allgemeinmedizin für Medizinische Fachangestellte (MFA) viele Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Medizin bringt. Außerdem hatten wir immer einen engen und guten Kontakt zu unseren Patienten und Patientinnen, was ich gut fand.

Nach der MFA-Ausbildung habe ich einige kleinere Fortbildungen, wie z.B. für Lungenfunktionsprüfungen und eine Weiterbildung zur Impfmanagerin gemacht. Nach 6 Jahren in der Hausarztpraxis wechselte ich in eine Privatklinik, weil ich mich beruflich neuen Herausforderungen stellen wollte. Hauptsächlich war ich in der internistisch-kardiologischen Abteilung tätig und hatte dort einen sehr netten Chef und ein tolles Team. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, aber ich habe nach der Einarbeitungsphase schnell gemerkt, dass ich nicht ganz ausgelastet war. Mir fielen die neuen Aufgaben und Untersuchungen leicht, weil mich Medizin generell immer sehr interessiert hat und ich mir schnell neue Dinge aneignen kann. Aber sobald ich eine gewisse Routine im Praxisalltag hatte, war mir häufig langweilig, täglich das Gleiche zu tun und ich fühlte mich mental nicht genügend gefordert. 

Auf zu neuen Ufern als Praxismanagerin

Meine Karriere als MFA machte nach zwei Jahren einen großen Sprung, als ich Praxismanagerin und Assistentin des Ärztlichen Direktors wurde. Doch auch hier fing das gleiche Spiel von vorne an. Eine gewisse Routine stellte sich ein. Ich fühlte mich nicht mehr gefordert, lernte nichts Neues und alles hat mich irgendwie genervt. Die Patienten, der Chef, sogar meine geliebten Kolleginnen, die mittlerweile meine Freundinnen und keine Kolleginnen mehr sind.

Mein einstiger Traumjob als Medizinische Fachangestellte wurde zum Alptraum. Das morgendliche Aufstehen zur Qual. Ich habe eigentlich immer nur aufs Wochenende oder den nächsten Urlaub gewartet. Es musste eine Veränderung her. Ich wollte weiter im Gesundheitswesen arbeiten, das stand fest. Die Branche macht mir Spaß und ich mag die Medizin. Allerdings wollte ich mehr Verantwortung, vielleicht weniger Patientenkontakt und natürlich wäre ein besseres Gehalt auch nicht schlecht. Doch wie kann ich das als MFA erreichen?

So habe ich mich auf die Suche nach einer passenden Fortbildung für MFA gemacht.

Ich wollte eine Weiterbildung, die mich im Anschluss auch wirklich weiterbringt. Mit einem Abschluss, der mir vielleicht irgendwann auch Türen außerhalb der Arztpraxis öffnen könnte. Das Angebot an Fortbildungen im Gesundheitswesen zu überblicken war schwierig. Ich wusste nicht wirklich, auf welchen Webseiten ich mich informieren kann und was mir die einzelnen Fortbildungen im Anschluss eigentlich bringen. Bezeichnungen wie Näpa und VERAH ploppten auf. Fachwirt im Gesundheitswesen. Bachelorstudiengänge. Doch vielleicht ein Medizinstudium?

Hilfe!! Welcher Kurs ist für mich denn jetzt der Richtige?

Fortbildung, Weiterbildung oder Studium? Berufsbegleitendes Studium oder Vollzeit? Fernunterricht oder Präsenzveranstaltungen? Was kann ich eigentlich genau mit diesem oder jenen Abschluss danach machen? Und wie soll ich das Ganze eigentlich mit meinem MFA-Gehalt finanzieren? Fragen über Fragen. Im Internet gab es keine einzige Seite, die mir vernünftige Antworten geben konnte. Ich fühlte mich überfordert und irgendwie allein gelassen. Keiner konnte mir Rat geben und ich wurde immer frustrierter. Eine mühselige Recherche ging los.

Aufregend: Das berufsbegleitende Studium geht los!

Nach EINEM JAHR Selbstrecherche mit endlos langen Abenden am Laptop fing ich ein berufsbegleitendes Studium Bachelor Sozial- und Gesundheitsmanagement an. Es ist im Prinzip ein betriebswirtschaftliches Studium mit dem Schwerpunkt auf das Gesundheitssystem. Die Inhalte waren darauf ausgelegt, zu lernen, wie man unternehmerisch denkt und ein Unternehmen führt. Wir haben in alle Unternehmensbereiche, wie Marketing, Buchhaltung, Personalwesen, Steuern und Recht hineingeschnuppert. Hinzu kamen Grundlagen, um das Gesundheitssystem und seine Besonderheiten zu verstehen sowie Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln.

Ich hatte mich für ein berufsbegleitendes Studium entschieden, um weiterhin Geld zu verdienen. Um damit dann nicht nur mein Leben, sondern ab jetzt auch das Studium finanzieren zu können. 

Berufsbegleitendes Studium hieß in dem Fall: Freitagabend und Samstagvormittag bis Nachmittag waren die Vorlesungen. Lernen, Hausarbeiten schreiben oder Präsentationen vorbereiten, habe ich abends nach der Arbeit oder am Wochenende gemacht. 

Insgesamt ging das Studium 7 Semester, also 3,5 Jahre. Die Anfangszeit war sehr aufregend. Ich war super motiviert und auch ein bisschen stolz, jetzt eine Studentin zu sein. Es ging schnell, sich wieder ans Lernen zu gewöhnen. Auch, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre raus aus der Schule war. Wissenschaftliche Hausarbeiten zu schreiben, war schon eine andere Nummer. Aber auch daran gewöhnt man sich und wird mit der Zeit besser. 

Rückblickend will ich die Studienzeit nicht missen. Ich habe dort neue Freunde gefunden, zu denen ich bis heute eine starke Verbindung habe. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und hatten viel Spaß in den Vorlesungen. Das schweißt zusammen. 

Aber es war auch eine harte Zeit. Irgendwann war die erste Euphorie verflogen und die Motivation ließ nach. Ich habe mich nach dem Ende des Studiums gesehnt. Die wenige Freizeit und das ständige Lernen nach der Arbeit haben gezerrt. Deshalb habe ich nach ungefähr 2 Jahren berufsbegleitendes Studium meine Arbeitszeit von 40 Stunden auf 32 Stunden pro Woche reduziert. Das verschaffte mir wieder etwas mehr Luft zum Atmen und ich konnte die restlichen 1,5 Jahre bis zum Studienabschluss durchziehen. 

Beruflicher Aufstieg in Sicht 

Ein Jahr vor meinem Studienabschluss bekam ich ein Jobangebot als Sachbearbeiterin bei  der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Dort habe ich Anträge bearbeitet und dabei unterstützt, eine neue Richtlinie mit ihren Vorgaben bei den betroffenen Berliner Ärzten umzusetzen. Der Job in der KV war ein großer persönlicher Erfolg für mich. Arbeitszeiten mit Gleitzeit und ein höheres Gehalt. Auch der Dauerstress und ein ständig klingelndes Telefon oder genervte Patienten blieben aus. 

Was die Arbeit an sich angeht: ich würde sagen, dass man die Tätigkeit schon sehr mit einer Behörde vergleichen kann. Sachbearbeitung ist nicht spannend. Man muss sich strikt an Vorgaben halten. Es ist ein sehr hierarchisches Konstrukt mit langen Entscheidungswegen. Die Mühlen mahlen unglaublich langsam. Für mich persönlich ist diese Art zu arbeiten nicht die Erfüllung gewesen. Auch die besseren Rahmenbedingungen bezüglich Gehalt und Arbeitszeit konnten mich dort dauerhaft nicht glücklich machen.

Knapp 2 Jahre war ich bei der KV. Ich habe das Thema meiner Bachelorarbeit der Richtlinie gewidmet, für die ich dort zuständig war. Nachdem mein Studium nun offiziell beendet war, habe ich mir  2018 einen Traum erfüllt. Außerdem brauchte ich mal eine längere Pause.

Träume gehen manchmal eben doch in Erfüllung

Ein Jahr Weltreise! Man, war das toll. Diese Auszeit hatte ich gebraucht. Ich kann wirklich jedem empfehlen, sich mindestens einmal im Leben, vor allem nach einer turbulenten Zeit, mindestens ein paar Monate Auszeit zu nehmen. Man bekommt den Kopf frei, kann seine Gedanken ordnen und vieles für sich selbst neu angehen. Außerdem wurde ich mir so auch wieder mehr über meine persönlichen Ziele im Leben klar.

Was das Finanzielle angeht, benötigst du weniger Ersparnisse als du vielleicht denkst. Der einfache Lebensstil mit wenig Gepäck und wenig Luxus wird dir mehr persönliches Wachstum, Stärke, Erholung und Weiterentwicklung geben als du in einem Pauschalurlaub jemals bekommst. 

Alles auf Anfang

Zurück in Deutschland war ich auf der Suche nach einem neuen Job. Im Gesundheitswesen selbstverständlich. Schließlich hatte ich in diesem Bereich ja meinen Bachelorabschluss gemacht und wollte mich auch hier weiterentwickeln. 

Da der Arbeitsmarkt für Jobsuchende im Gesundheitswesen gerade ziemlich gut ist, dauerte es nicht lange und ich fing in einem Berliner Digital Health Startup als Operations Managerin an. Fancy Jobtitel. Hippes, junges Unternehmen. Ob mir hier mein berufsgleitendes Studium den Job verschafft hat, mag ich allerdings bezweifelen. Hier wurde mehr auf praktische Berufserfahrung und Motivation geschaut.

Die Kollegen waren alle sehr offen. Zickereien, genervte Antworten oder Unlust gab es dort nicht. Alle waren so motiviert und man war selbst mit den Geschäftsführern und anderen Leitungsfunktionen per Du. Was mir außerdem neu war: man durfte sich auch in Bereichen, die man nicht im klassischen Sinn gelernt hat, ausprobieren. Vertrauen und Selbstständigkeit wurden hier ganz groß geschrieben. Das gefiel mir und meiner Vorstellung der Art zu arbeiten sehr. Hier habe ich so viel im Personalmanagement gelernt. Mein Wissen über Personalrecruiting, Einstellungsgespräche, Teamentwicklung und Führungsverhalten spezialisiert.

Eine Idee reift heran: MFA mal anders 

Durch mein neu erworbenes Wissen, wie man richtig mit Mitarbeitern umgeht, Stellenanzeigen verfasst und einen guten Bewerbungsprozess für Kandidaten etabliert, habe ich viel Nachholbedarf für diese Themen in Arztpraxen gesehen. 

Durch unsere tägliche Praxisarbeit und ständige Neuerungen in der ambulanten Versorgung bleibt selbstverständlich nicht viel Zeit und Raum, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, die aber für jedes Unternehmen wichtig sind, um erfolgreich zu sein. Zum Beispiel das Personalwesen. Und die Arztpraxis ist ja schließlich auch ein Unternehmen. Wenn auch mit einigen Besonderheiten durch unser Gesundheitssystem. 

Nunja. So keimte die erste Idee, einen Ort zu schaffen, der sich den Praxisteams in Arztpraxen widmet. Die Gesellschaft und Politik spricht immer nur von katastrophalen Zuständen in der Pflege, zu wenig Pflegepersonal und unter welchem Zeitdruck Ärzte stehen. Der Beruf der MFA findet selten Beachtung.

Obwohl unser Job auch nicht immer Zuckerschlecken ist und Ärzte auch hier händeringend nach Personal suchen. Ich will kein Mitleid erzeugen, sondern den Beruf würdigen und mehr Aufmerksamkeit schenken.

Auf MFA mal anders spreche ich genau über diese Themen und will euch MFAs an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Informationen über die Wahl einer (richtigen) Fort- oder Weiterbildung geben, Wissen zum Personalrekruiting für die Arztpraxis und Zahnarztpraxis vermitteln, tolle Jobangebote, und und und. 

Und das beste: die Infos stehen für euch auf EINEM Karriereportal zur Verfügung, ohne das ihr endlos im Netz suchen müsst.

Mittlerweile Selbstständig und keine Sekunde bereut

Das Karriereportal aufzubauen war mit viel Arbeit verbunden. Dafür ging einiges an Freizeit drauf, die ich gerne mehr mit Freunden oder spaßigen Aktivitäten verbracht hätte. Aber es hat sich gelohnt. Mittlerweile ist MFA mal anders mein Hauptjob, von dem ich lebe. Ich habe eine Arbeit, die sich nicht wie Arbeit anfühlt. Und freue mich jedes Mal über eure Emails, Kommentare und darüber, wenn eine Praxis über unsere MFA mal anders – Jobbörse eine MFA einstellen konnte. 

Fazit: Lohnt sich ein berufsbegleitendes Studium?

Für mich ganz klar: Ja! 

Ohne diesen Schritt wäre ich sicherlich nicht so stark gewachsen und dort wo ich heute bin. 

Es ist wichtig, dass du dir erstmal selbst darüber klar wirst, was deine beruflichen und privaten Ziele sind und wie dein Leben langfristig aussehen soll. Hier eine kleine Anleitung für dich. Denn mit einem klaren Ziel vor Augen hast du etwas, auf das du hinarbeiten kannst. Der Weg dorthin ebnet sich von ganz alleine. Und manchmal endet man, so wie ich, vielleicht auch ganz woanders und merkt, dass es einem dort auch sehr gut gefällt. 

In jedem Fall öffnet dir ein (Fach-)Hochschulabschluss viele Türen in andere Berufe, Branchen und Positionen. Das Gehalt wird automatisch höher. Du hast bessere Aufstiegschancen. Dir bleibt es offen, ob du sogar noch einen Masterstudiengang dranhängen möchtest. Dies geht dann häufig auch für andere Studiengänge, die nicht unbedingt im Gesundheitsbereich sind. 

Außerdem sammelst du neue Erfahrungen, lernst neue Freunde kennen und könntest durch ein Auslandsstudium sogar noch ein neues Land mit seiner Kultur und Sprache kennenlernen. Die größten Benefits eines Studiums sind aber tatsächlich das persönliche Wachstum und viele Kompetenzen, die du lernst: Präsentationsskills, Zeitmanagement etc.

Wenn du allerdings in der Praxis bleiben möchtest, würde ich dir eher kein Studium empfehlen. Mit dem Abschluss wärst du überqualifiziert und würdest höchstwahrscheinlich keine adäquate Anstellung, Aufgabenbereiche sowie Gehalt in einer Praxis bekommen, mit denen du glücklich wirst.

Ich hoffe, dir mit meinem Bericht über mein berufsbegleitendes Studium ein wenig weiter geholfen zu haben und freue mich über eine Mail von dir, wenn du von deinen Erfahrungen bei der Weiterbildungssuche erzählen möchtest oder Fragen dazu hast.

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Von der MFA zur Physician Assistant

Mein Weg durch das Studium zur Physician Assistant

Nach meinem Abitur wusste ich noch nicht so recht, welcher Schritt für mich der Richtige ist. Kurzerhand entschied ich mich für eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA). Doch auch danach wollte ich mehr und wurde zufällig auf den Beruf des Physician Assistant (PA) aufmerksam.  Wie ich das Studium gemeistert habe und mit welchen Hürden ich zu kämpfen hatte erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

Hey, ich bin Mona, 24 Jahre alt und arbeite seit Oktober in einer gastroenterologischen Fachabteilung eines Klinikums im Großraum Darmstadt.

Wie ihr in der Einleitung bereits erfahren habt, habe ich mich nach meiner MFA-Ausbildung dazu entschieden, noch ein dreijähriges Bachelorstudium zum Physician Assistant abzuschließen. Das war nicht immer einfach und hat ein gewisses Organisationstalent benötigt, aber der Reihe nach.

Nachdem ich den Bewerbungsprozess durchlaufen habe und die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, ging es für mich im August 2019 nach Darmstadt. Dort hatte ich mir bereits im Vorfeld einen Teilzeitjob in einem Blutspendezentrum organisiert. Ich wusste nicht, auf welche Herausforderungen ich treffen würde und hielt den Job damals für gut machbar, neben einem Studium.

Ende Oktober begann ich schließlich mein Studium an der Carl Remigius Medical School in Frankfurt.

Ich hatte mich vom Vorfeld bewusst für ein berufsbegleitendes Studium entschieden, da ich so zum einen Geld nebenbei verdienen konnte und mein Studium lediglich drei, statt vier Jahre dauerte. Ab sofort standen Fächer wie, Anatomie, Pathologie und Hygiene auf dem Plan. Aber auch Vorlesungen zum Thema Public Health oder Kommunikation waren Teil meiner Ausbildung.

Das Studium ist generell gut neben einer 50% Stelle machbar.

Ich hatte im Semester immer an einem festen Tag Vorlesungen. Auch Prüfungen oder andere Seminare wurden immer an diesem festen Wochentag angeboten. Anders wäre der Alltag auch kaum planbar gewesen. Allerdings haben andere Hochschulen abweichende Modelle. So gibt es beispielweise auch Hochschulen, an denen die Vorlesungen vorwiegend am Wochenende gehalten werden.

An meiner Hochschule gab es zudem einen Semesterplan, in dem die Kalenderwochen durchgeplant war. Man wusste somit im Vorfeld in welcher Kalenderwoche man Klausuren bzw. Prüfungen hatte und konnte sich gut darauf vorbereiten. 

Bei mir war es so, dass das Studium und die Arbeit komplett unabhängig voneinander waren. Das heißt, ich war selbst dafür verantwortlich, dafür zu sorgen, dass ich meine Wochenstunden schaffe und gleichzeitig Zeit für die Uni fand. Ich hatte Kommilitonen, welche das Glück hatten, dass ihre Klinik ihnen zum einen das Studium bezahlte, zum andere aber auch Praxispartner war und ein größeres Interesse am guten Abschluss bestand. Allerdings verpflichteten sich die meisten für eine gewisse Zeit im Anschluss.

Ich denke es ist sinnvoll sich im Vorfeld zu überlegen, welches Model für einen das Richtige ist.

Generell erachte ich ein gewisses Organisationstalent für sehr wichtig. So muss während des Studiums nicht nur die Vorlesung besucht werden, auch Pflichtpraktika stehen in (fast) jedem Semester auf dem Programm. Hierfür werden in der Regel die Semesterferien genutzt, da dort keine Vorlesung stattfinden. ­­­­­­Ich persönlich hatte mit meinem Arbeitgeber die Absprache im Vorfeld Überstunden zu sammeln und diese im Anschluss für die Praktika zu nutzten, was dem Nebeneffekt hatte, dass ich trotzdem bezahlt wurde. (Natürlich bei Gehalt einer Teilzeitstelle für doppelte Arbeit.)

Doch es gab auch einige Hürden, die sich mir im Laufe des Studiums in den Weg stellten.

So musste ich nach einiger Zeit den Arbeitgeber wechseln. Ich arbeitete den Rest meines Studiums in einer Hausarztpraxis und war dort auch sehr glücklich. Eine andere große Herausforderung war die Covid-19 Pandemie. Von heut auf morgen, wurden die Vorlesungen auf Online umgestellt, was ebenfalls einige organisatorische und technische Probleme mit sich zog. Im Nachhinein hätte ich lieber Präsenzveranstaltungen gehabt, da so das Studentenleben komplett auf der Strecke geblieben ist und ich mich eher wie eine normale Arbeitnehmerin in Weiterbildung, als wie eine richtige Studentin gefühlt habe.

Allerdings hat die Pandemie auch gute Seiten. Denn ohne sie wäre ich vermutlich erst viel später in die Deutsche Gesellschaft für Physician Assistant (DGPA) eingetreten. Ich wollte primär Networking betreiben und immer auf dem neusten Stand sein. Denn grundsätzlich muss man als angehende PA immer damit rechnen, dass man mit Fragen überhäuft wird. Das geht mir jetzt als fertige PA immer noch so. Aber hier bietet die DGPA eine großartige Möglichkeit sich bundesweit mit Gleichgesinnten zu vernetzen und auf viele Fragen eine Antwort zu erhalten. Der Berufsverband setzt sich dabei für die Rechte und die Etablierung von Physician Assistants in Deutschland ein.

Ich habe so viele neue Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen.

Irgendwann war ging mein Studium schließlich auf die Zielgrade zu und meine Bachelorarbeit stand auf der Agenda. Ich habe mich vor ca. einem Jahr bewusst für eine empirische Arbeit entschieden, da ich gerne eine kleine eigene Studie durchführen wollte. Nach Rücksprache mit meinem Arbeitgeber durfte ich damals eine Umfrage in der Praxis durchführen. Das hatte zum einen den Vorteil, dass ich während der Arbeit aktiv Patienten und somit mögliche Teilnehmer anwerben konnte, zum andern hatten wir einen recht großen und breit gestreuten Patientenstamm, was wiederum zur Aussagekraft meiner Arbeit beitrug. Recht schnell hatte ich die erforderliche Teilnehmeranzahl zusammen und konnte mit der Auswertung beginnen. Aufgrund der hohen Belastung entschied ich mich bereits im Vorfeld meine Stunden weiter zu reduzieren. Das ermöglichte mir eine entspannte Schreibphase, und war für mich damals die beste Lösung. Ende Juli kam schließlich die erlösende Nachricht. Ich hatte bestanden und konnte einige Woche später endlich mein Bachelorzeugnis entgegennehmen.

Schweren Herzens kündigte ich darauf hin meine Anstellung als MFA.

Nun arbeite ich seit Herbst letzten Jahres in einer gastroenterologischen Fachabteilung eines größeren Krankenhauses. Dort übernehme ich seither vorwiegend Aufgaben in der Endoskopie, sowie in der Funktionsdiagnostik. Ich führe Patientengespräche, unterstütze bei der Visite, bereite Aufklärungen vor und führe Ultraschalle durch, sowie vieles mehr. Ich bin gespannt, wo mich mein beruflicher Weg noch hinführt.

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Frauenberuf MFA? Von wegen!

Mein Name ist Steve, ich bin 27 Jahre alt und ich habe mich im Jahr 2013 dazu entschieden den Ausbildungsberuf des Medizinischen Fachangestellten (MFA) zu erlernen. Dabei war mir von Anfang an bewusst, dass dieser Beruf zu 99%  von Frauen ausgeübt wird. Dies wurde mir auch von Anfang an sehr oft und deutlich klar gemacht.

Doch wie kam ich überhaupt dazu als Mann den Beruf als MFA erlernen zu wollen?

Ich wusste nach meiner Mittleren Reife nicht wohin mit mir. Also habe ich danach ein freiwilliges Soziales Jahr in meinem alten Schulzentrum gemacht. Dabei wurde mir durch die Betreuung der Nachmittagsgruppen der Schülerinnen und Schüler aus der fünften und sechsten Klasse, den Fortbildungen des Trägers DRK und den Aufgaben im Schulsekretariat klar: Ich möchte zukünftig gerne einen Beruf ausüben, in dem ich mit Menschen zu tun habe, jedoch auch administrative Aufgaben sowie stehenden und sitzenden Tätigkeiten nachgehen kann.

Durch Zufall entdeckte ich in der Zeitung eine Stellenanzeige für einen Ausbildungsplatz zum/r Medizinische*n Fachangestellte*n. Das machte mich neugierig und ich ging in die Hausarztpraxis und machte dort drei Tage ein Praktikum.

Ich war sofort verliebt in den Beruf und sein breites Aufgabengebiet. Arbeit mit und am Mensch, administrative Aufgaben an Anmeldung, Telefon und im Backoffice sowie viel eigenständiges Arbeiten.

Ich erinnere mich noch genau an das Vorstellungsgespräch bei meinem zukünftigen Chef.

Er sagte noch zu mir, er würde mir die Stelle sofort geben. Dennoch gab er mir drei Wochen Bedenkzeit, ob ich das wirklich machen wolle und nicht doch in die Pflege gehen wolle. Ich fragte ihn sofort wieso. Seine Antwort war klar und ehrlich: Dort kann man als Mann einfach mehr verdienen und es ist nicht so stark dominant an Frauen, wie der Beruf des Medizinischen Fachangestellten.
Für mich aber trotzdem sofort klar, ich möchte diesen Beruf erlernen.

Die Ausbildung

Also startete ich im September 2013 meine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten in einer Hausarztpraxis mit zwei Ärzten. Die Patient*innen staunten nicht schlecht als dort auf einmal ein Mann im Team der MFA’s war. Meist wurde ich gefragt, ob ich dies mache um danach dann Arzt zu werden oder ich wurde einfach für den Sohn des Arztes gehalten, der die Praxis irgendwann übernehmen wird und jetzt schonmal das Tätigkeitfeld der Angestellten anschauen möchte.

Ich hatte zweimal in der Woche Berufsschule. Mir war von Anfang an klar: Der erste Tag in der Schule wird nochmal die ein oder andere Frage an mich bereithalten. Doch schon bevor ich meine Klasse überhaupt kennenlernen konnte, irrte ich durch den Stock der medizinischen Ausbildungsberufe. Prompt fragte mich eine Lehrerin, ob ich mich denn verlaufen hätte. Nachdem ich lächelte und sagte: „Nein, ich suche die Klasse G1MF1.“, staunte sie nicht schlecht. Also führte sie mich zu dem Klassenraum. Und was erwartete mich?

Ein Klassenraum mit 28 Schülerinnen und mir.

Auch diese schauten mich natürlich im ersten Moment alle unglaubwürdig an.

Als ich dann bei der Vorstellungsrunde zum gefühlt hundertsten Mal erklärte, wieso ich den Beruf zum MFA erlernen möchte, war die anfängliche Verwunderung schnell verflogen und es wandelte sich eher zur Bewunderung.

In der Klasse entwickelte ich mich schnell zum Liebling, wurde zum Klassensprecher und übernahm gerne auch mal die Rolle des Schlichters.

Dass es zwischen 28 Frauen nicht mal zu Streitereien kommt, wäre gelogen. Ich wirkte als Beruhigungspool und hörte mir vieles an.

In der Praxis war ich im ersten Jahr in den Bereichen Labor und Funktionsdiagnostik eingeteilt. Und dort wurden einem schnell die Vorteile eines männlichen Angestellten klar. So wurde ich zu männlichen Patienten mit Wunden oder anderen Problemen im Intimbereich geschickt und diese waren sehr froh, dass sie ihr Leiden nicht vor einer Frau ernennen oder zeigen müssen.

Die weiblichen älteren Patientinnen sahen in mir wohl einen Enkelersatz wieder und waren immer froh, wenn sie mit mir das ein oder andere Pläuschen halten konnten. Natürlich wäre es gelogen, wenn es nicht auch die anderen Meinungen gegeben hätte. Oder heute noch gibt.

Wie ich denn auf die Idee kommen würde in einem Frauenberuf zu arbeiten?

Meine Antwort darauf ist immer ähnlich. Es gibt Berufe, in denen fast nur Männer arbeiten und manche Frau entscheidet sich dennoch diesen Weg zu gehen. Wieso soll es nicht auch andersrum sein? Und was sagt dein Geschlecht über deinen Charakter und deine Fähigkeiten aus? Nichts.

Natürlich gab es auch manche Stolpersteine. Junge Frauen wollten aus religiösen Gründen nicht, dass ich ein EKG bei ihnen schreibe. Ich selbst wollte nicht bei Patientinnen in meinem Alter, die ich kannte, eine Tätigkeit durchführen, in denen sie sich entkleiden mussten. Aber wo ist das Problem? Ein Team besteht ja nicht nur aus einer Person. So konnten wir uns intern immer abwechseln.

Als ich dann im Verlauf der Ausbildung auch die Tätigkeiten an Anmeldung und Telefon erlernen durfte, kristallisierten sich dort ebenfalls auch Vorteile auf.

Mal ehrlich: Welcher Mann sagt schon gerne zu einer weiblichen Stimme am Telefon oder persönlich an der Anmeldung, dass er Errektionsstörungen hat? Klar, gab es auch dort die ein oder andere witzige Situation. Als manche*r Patient*innen, Krankenhäuser oder sonstige Anrufer*innen dachten, es sei direkt der Arzt am Telefon und mich „Herr Doktor“ nannten. Ich fand das aber nicht schlimm. Ich sah es eher als Kompliment! Meine Leistung kann nicht so schlecht sein, wenn ich einen Doktortitel erhalte, den ich eigentlich gar nicht habe. 😉

So beendete ich erfolgreich im Juli 2016 die Ausbildung des Medizinischen Fachangestellten. Bei der Zeugnisübergabe wurde ich vom Sprecher der Ärztekammer sogar erwähnt und gelobt, dass ich die Ausbildung durchgezogen habe und man hoffe zukünftig auf mehr männliche Anwärter zu treffen.

Beruflicher Werdegang

Ich blieb in meiner Ausbildungspraxis. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich nicht gelegentlich an meine finanzielle Zukunft gedacht habe. Denn sind wir ehrlich: Die Gehälter der MFA’s sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, jedoch ist es immer noch schwierig mit diesem Gehalt eine Familie zu finanzieren. Auch als ich teilweise die Gehälter und Löhne aus meinem Freundeskreis hörte, kamen erstmals die Gedanken den Zweig des Berufes tatsächlich zu verlassen. Ich überlegte mich in Richtung Krankenkasse zu orientieren. Wie gesagt, ich überlegte. Durchgezogen habe ich es nicht.

Wieso?

Ich finde die Abwechslung in unserem Bereich einfach viel zu schön.

Wo hat man den sonst die Möglichkeit am Menschen zu arbeiten, am nächsten Tag im Büro zu sitzen, zu telefonieren, dann wieder Blut ab zu nehmen? Auch die Arbeit im Krankenhaus konnte ich mir nicht vorstellen. Klar, man verdient dort durch den TVÖG mehr Geld. Aber nur bis zu einem gewissen Grad.

Denn eines was es in unserem Beruf massenhaft gibt – Fortbildungsmöglichkeiten.

Also sprach ich mit meinem Chef. Dieser wusste natürlich auch, er würde mich verlieren, wenn er diesem nicht zustimmen würde. Also hatte ich die Chance die Weiterbildung zum Versorgungsassistent in der Hausarztpraxis (VERAH) durchzuführen.

Und was hat mir diese Fortbildung alles gebracht.

Ich erlernte dort noch einige neue Dinge. Seit der Weiterbildung führe ich noch an einem Tag in der Woche ausschließlich Hausbesuche bei multimorbiden Patienten durch, betreue mit einer Kollegin das „PraCMan“-Programm der AOK-Baden-Württemberg und lerne die Menschen nochmals viel intensiver kennen.

Und was man in diesem Beruf oft für Dankbarkeit bekommt ist unbezahlbar.

Man wird zu einer Vertrauensperson in gesundheitlichen, aber auch oft persönlichen Dingen.

Unsere Praxis zog in den vergangenen Jahren in ein neu erbautes Ärztehaus. Aus einem Team aus zwei Ärzten und fünf MFA’s wurde ein neues Team mit aktuell neun Ärzt*innen, 22 MFA’s und drei Auszubildenden. Die Organisation in so einer großen Praxis ist eine ganz andere als in einer kleinen Praxis. Und so wurde unser Team komplett neu organisiert.

Und welche tolle Aufgabe durfte ich übernehmen? Den Teamleiter.

Der Personalchef wollte unbedingt, dass ich als Mann zusammen mit einer weiteren Kollegin, die die Praxismanagerin ist, die Teamführung übernehme.

Mein Aufgabengebiet ist somit noch komplexer: Arbeit im Alltagsbetrieb (Anmeldung, Telefon, Funktions- und Labordiagnostik, Hausbesuche), sowie aber auch zwei feste Bürotage, in denen ich die Personalplanung, diverse Versicherungsanfragen und allgemeine teambildende Maßnahmen plane.

In nicht einmal neun Jahren konnte ich einen enormen Karriereaufstieg hinlegen.

Und dies zahlt sich natürlich auch auf dem Konto aus. Als Teamleiter rutscht man in der Gehaltstabelle ziemlich hoch und meine Chef’s zahlen mir noch Zusatzzahlungen. Und ohne jetzt eingebildet zu klingen: Unsere Patient*innen lieben mich meist. Es ist bei uns schon normal, dass ich als männlicher MFA tätig bin und die Patient*innen, die schon seit meinem Ausbildungsbeginn dabei sind, wenden sich meist an mich und viele wünschen sich sogar mehr männliches Personal.

Fazit:

Habe ich jemals bereut als Mann diesen Beruf auszuüben? NEIN! Natürlich vermisse ich manchmal einen männlichen Kollegen und es wäre schön neben meinen ganzen netten Kolleginnen auch noch jemand männliches dabei zu haben. Aber es gibt als Mann dennoch Vorteile in einem Beruf zu arbeiten, in denen man viele weibliche Kolleginnen hat. Man lernt der Charakter der Frau nochmal ganz anders lernen. Das konnte ich teilweise sogar ins Private mitnehmen.

Sind die Aufgaben in dem Beruf nur für Frauen geeignet?

Von wegen! Auch als MFA führt man körperliche Arbeit durch, arbeitet am Menschen und macht viel mehr als Kaffee für den Chef zu kochen. Dass können die nämlich auch ganz gut allein. 😉

Hat man als Mann Nachteile oder sogar mit Anfeindungen zu kämpfen?

Nicht mehr als meine weiblichen Kolleginnen auch. Und ich glaube in jedem Beruf gibt es Menschen, die dich mehr mögen als andere.

Muss ich mir ernsthafte Gedanken über meine finanzielle Zukunft machen?

Auch nicht mehr als alle anderen in den aktuellen Zeiten.

Würde ich meinen Kumpels empfehlen den Beruf zu lernen?

Wenn er Blut sehen kann, kein Problem mit menschlicher Nähe oder Wunden hat und allgemein die Arbeit am Menschen mag? Na klar! Und das Gefühl ein kleiner Star zu sein bekommt man noch gratis dazu! 😉 Also liebe Männer: Ihr interessiert euch für den Beruf? Seid nicht schüchtern und probiert es. Ihr werdet es nicht bereuen.

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Mein Weg durch die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA)

Hallo, ich heiße Lisa. Mir gehört die Instagramseite mfa.notes, wo ich meine Notizen und Lernzettel für die Ausbildung zur MFA teile. Ich bin 22 Jahre alt und habe meine verkürzte Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten am 11.01.2022 im Bereich der Ärztekammer Westfalen-Lippe erfolgreich bestanden.

Schon als ich klein war, etwa 6 oder 7 Jahre alt, habe ich an dem Computer von meinem Vater ein Wissensspiel spielen dürfen. Da ging es darum, Organe richtig zuzuordnen und zu benennen. In meinem weiteren Lebensjahren habe ich privat wie schulisch viel Interesse an der Biologie gehabt und schließlich beim Fachabitur im Gesundheits- und Sozialwesen gemerkt, wie cool das ganze Thema eigentlich ist.

Ich war mir sicher, ich möchte unbedingt was mit Menschen machen

Pflege? Soziale Arbeit? Das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.

Mein Bundesfreiwilligendienst fand in einem Seniorenzentrum statt. Das hat mir die Augen geöffnet: Soziale Arbeit kommt nicht in Frage. Kein Zweifel, ich muss unbedingt einen Beruf im Gesundheitswesen erlernen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in dem Alter (da war ich gerade 18 Jahre alt), mich mental nicht bereit gefühlt habe, kranke Menschen zu pflegen. Das Leid war für mich doch zu groß.

Deshalb habe ich mich schlau gemacht: was gibt es für Berufe, die den menschlichen Körper und deren Krankheiten beinhaltet, aber genug Abstand von dem hatte, wofür ich mich nicht bereit gefühlt habe. Die Antwort fand ich bei der Bundeswehr, die eine Ausschreibung zur Ausbildung als MFA hatten. Diese sollte 2020 beginnen, was mir jedoch zu spät war. So kam es dazu, dass ich allen möglichen Jobportalen nach Ausbildungsstellen gesucht habe, die mir zusprachen.

Also habe ich die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten am 01.08.2019 beim Augenarzt begonnen

Ich habe mich dort und bei zwei, drei weiteren Praxen beworben. Bei dieser Praxis habe ich jedoch direkt bei dem Bewerbungsgespräch das Angebot bekommen, den Vertrag zu unterschreiben. Ohne groß nachzudenken, tat ich das auch, weil die Arbeitsabläufe auf den ersten Blick wirklich cool waren.

Die ersten Tage liefen wie folgt ab: zugucken, wie Sehtests gemacht werden, der Augeninnendruck gemessen wird, Sehstärke gemessen wird, etc.

Nach 2-3 Tagen durfte ich dann mit Aufsicht auch selber „Vorbereiten“ (so nannte die Praxis diesen Arbeitsablauf). Dies habe ich über ein Jahr jeden Tag gemacht. Dann durfte ich endlich im Sprechzimmer dabei sein: Aufschreiben, was der Arzt diktiert, assistieren, beim Lasern dabei sein.

So kam nach und nach immer mehr, wofür ich Verantwortung übernehmen sollte, später auch musste

Auf Grund einer praxisinternen Angelegenheit haben immer mehr Kolleginnen gekündigt, weshalb wir später mehr Auszubildende waren als Angestellte. Ein Problem, das wir mit viel Zusammenhalt gemeistert haben. Wir haben uns unter Kollegen vor allem in den letzten Monaten vor meiner Prüfung so gut verstanden, dass ich wirklich traurig war, nicht mehr mit ihnen zusammen zu arbeiten.

Meine Berufsschultage waren Montag und Dienstag

Die konnte ich mir glücklicherweise aussuchen. Die Lehrer haben mich bei meiner Entscheidung, die Ausbildung zu verkürzen, von allen Seiten unterstützt. Mir war von Anfang der Ausbildung klar, dass ich keine vollen drei Jahre die Ausbildung machen werde. Das erste Jahr durfte ich von meiner Ausbildungspraxis aus nicht verkürzen, da schon drei Azubis in diesem Lehrjahr waren. Also entschied ich mich, hinterher das halbe Jahr zu verkürzen. Die Lehrer haben mir viele Übungsmaterialien gegeben, die mich sehr weiter gebracht haben.

Ich kann also jedem, der verkürzen möchte, empfehlen: Redet mit euren Lehrern

Fragt um Hilfe und um extra Materialien, die euch den Stoff bringen, der euch fehlen wird. Als feststand, dass ich die Ausbildung verkürzen werde, habe ich etwa 6 Monate vor der schriftlichen Prüfung alle Inhalte der letzten 2 Berufsschuljahre nochmal zusammengefasst. Das habe ich aus Spaß, da ich gerade die Zeitrafferfunktion auf meinem iPhone entdeckt habe, aufgenommen und auf TikTok hochgeladen. Über Nacht haben dieses Video über die Niere über 10.000 Menschen gesehen.

Ich hatte einen riesen Schock, jedoch wurde mir beim Durchlesen der Kommentare klar, wie vielen Auszubildenden ich damit helfen kann. So machte ich weiter und weiter und habe mittlerweile über 60.000 Follower. Somit über 60.000 Menschen, denen ich auf TikTok mit meiner Sache helfen kann. Ich lernte also jeden Tag ein bis zwei Stunden. Zum Schluss hin stundenlang, um alles aufzuholen, was ich in diesem halben Jahr verpassen würde.

Es gab viele Momente, wo ich es bereut habe, zu verkürzen. Es stieg mir zu Kopf und ich war völlig überfordert und mir sicher, dass ich all das niemals in meinen Kopf bekommen würde. Jedoch habe ich meine schriftlichen Prüfungen mit dem Durchschnitt von 2,6 bestanden. Also kann ich auch hier mein Wort an alle mit Sorgen vor den Prüfungen richten: habt keine Angst. Glaubt an das, was ihr könnt.

Die Prüfungen sind nicht so schlimm, wie man sich das vorstellt

Man kommt in einen Raum, gibt sein Handy ab, setzt sich und macht ein paar Kreuze. Das muss man sich vor Augen halten: es ist nicht schlimm!

Für die mündliche und praktische Prüfung, die an einem Tag stattfindet, habe ich vorher ein Praktikum für zwei Tage bei meinem Hausarzt gemacht. Das steht euch rechtlich zu, wenn ihr wie ich (Ausbildung beim Augenarzt) keine Möglichkeiten habt, praktische, prüfungsrelevante Fähigkeiten vermittelt zu bekommen. Ich kann allen den Rat geben: nehmt es in Anspruch! Es hilft viel, vorher die Abläufe selbst erlebt zu haben.

Die Prüfung an sich war auch einfach gestaltet. Man zieht zwei Themen aus denen man auswählen kann. Meine Waren einmal Arteriosklerose und dann noch der Harnwegsinfekt mit Diabetes mellitus. Ich habe mich für den Harnwegsinfekt mit Diabetes mellitus entschieden und musste die fiktive Patientin erstmal in Empfang nehmen (alles, was du machen musst steht auf der Karte, auf der der Fall geschildert ist) und den Harnstreifentest durchführen sowie den BZ bestimmen mittels kapillarer Blutentnahme. Danach war das Fachgespräch an der Reihe: was ist Diabetes? Was ist ein Harnwegsinfekt? Bis hin zum Aufbau von Pankreas und Nephron. Die Fragen waren gut gestellt, jedoch sage ich ehrlich:

Meine Prüfungsangst hat alles so viel schlimmer gemacht, als es in Wirklichkeit war.

Ich konnte kaum klare Gedanken fassen. Die Prüfer waren aber glücklicherweise kulant und haben mir beim Beantworten der Fragen Tipps gegeben, die mich auf den richtigen Weg gebracht haben. Meine Abschlussnote dieser Prüfung war „befriedigend“. Damit war und bin ich immer noch mehr als zufrieden.

Wie man vielleicht schon heraushören konnte, bleibe ich nicht in der Praxis, wo ich die Ausbildung abgeschlossen habe. Ich möchte mehr als nur das Auge kennenlernen und viele verschiedene Krankheitsbilder mit behandeln dürfen. Als nächstes geht es für mich in eine Rehaklinik mit dem Fachbereich Neurologie. Darauf freue ich mich sehr und vielleicht ist es das, wo ich bleiben möchte.

Die Ausbildung hatte seine Höhen und Tiefen, jedoch muss ich zusammenfassend sagen, dass ich es gerne durchgestanden habe und mich freue, als ausgelernte Medizinische Fachangestellte richtig in den Beruf zu starten und weiterhin vielen Azubis auf Instagram mit meinen Lernzetteln zu helfen.

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Wie wird man DentalhygienikerIn – Erfahrungsbericht?

Verfolge selbstbewusst den Weg deiner Träume

Als ich 2009 die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) startete, war mir nicht klar, welche Aufstiegsmöglichkeiten dieses Berufsbild bietet. Ich beendete nach 2 ½ Jahren erfolgreich meine Ausbildung und fing an erste Erfahrungen in der Prophylaxebehandlung zu sammeln. Dazu absolvierte ich einen Kurs mit dem Thema „Individual Prophylaxe bei Kindern“. Mir machte das selbstständige Arbeiten am Patienten viel Spaß und ich spürte, dass ich mehr Verantwortung wollte.

So kam es, dass ich mich für die Aufstiegsfortbildung zur ZMP – Zahnmedizinische ProphylaxeAssistentin interessierte. Ich besuchte einen Prophylaxe Basiskurs und startete 2014 berufsbegleitend die 6-monatige Aufstiegsfortbildung in München. Ich war begeistert und wusste, das ist meine Berufung! Ich eignete mir ein Fachwissen an, lernte die Grundlagen der professionellen Dentalhygiene kennen und sammelte unter anderem erste Erfahrungen in der therapeutischen Betreuung von Karies und parodontalen Erkrankungen. Ich begann das erste Mal, Dinge die ich tagtäglich in der Zahnarztpraxis durchgeführt hatte, genauestens zu verstehen. Ich konnte schwierige Fragen der Patienten beantworten, wurde selbstbewusster und mein Gehalt stieg an.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Fertigkeit erlernt Patienten mit Zahnfleischentzündungen zu behandeln. Es gibt aber deutschlandweit ungefähr 11,5 Mio. Patienten mit parodontal schweren Problemen. Durch den demografischen Wandel steigt der Behandlungsbedarf älterer, multimorbider Patienten. Genau hier hatte mir Fachwissen gefehlt und die Fertigkeit der Bearbeitung entzündlicher Wurzelareale war kein Lehrinhalt der Aufstiegsfortbildung zur ZMP. Da Behandlungsbedarf vorhanden war und ich nur mit gewissem Know-How Patienten behandeln möchte, stand meine Entscheidung fest. Ich möchte den nächsten Schritt auf der Qualifikationstreppe erreichen, ich werde Dentalhygienikerin! Die Motivation dazu entwickelte sich intrinsisch. Meine Bezugspersonen und meine Kursleitung bekräftigten mich in meiner Entscheidung! Man muss nämlich dazu sagen, dass mein damaliger Chef die fundierte Wissensübermittlung zur Dentalhygienikerin nicht primär forderte. Das ist leider gar nicht so unüblich.

Ich startete demnach direkt im Anschluss zur ZMP, im Jahr 2015 das duale Studium “Dentalhygiene & Präventionsmanagement” in Köln. Es begann ein neues Kapitel. Über einen Zeitraum von vier Semestern lebte ich eine Woche im Monat mit 4 Kommilitoninnen gemeinsam in einer Jugendherberge in Köln. Ich fuhr regelmäßig mit dem Zug von München nach Köln, arbeitete nebenbei noch Vollzeit in der Zahnarztpraxis. Das Studium vermittelte mir evidenzbasierte Inhalte der Parodontologie und Prävention. Ich eignete mir Kompetenzen in Kommunikation, Personalführung und Patientenberatung an, erweiterte meine medizinischen Kenntnisse & Fertigkeiten und profitierte auch persönlich durch Bereicherung des eigenen Handelns und Denken. Während des Studiums musste ich ein Berichtsheft führen, regelmäßig Patienten behandeln, Präsenzveranstaltungen besuchen, verschiedene Hausarbeiten schreiben, englische Studien lesen und schlussendlich eine Bachelor Arbeit schreiben. 2017 verteidigte ich meine Bachelor Arbeit mit dem Thema “Supplementierung von Nahrungsergänzungsmitteln” erfolgreich. Danach arbeitete ich Vollzeit als Dentalhygienikerin, mein Gehalt & mein Verantwortungsbereich stieg erneut an, hochmotiviert wendete ich das erlernte an meinen Patienten an und therapierte unter Delegation Parodontalerkrankungen.

Ich merkte schnell, ich brauche eine neue Herausforderung! Ich möchte Fachpersonal auf dem Weg zur Dentalhygieniker/in coachen. Schon während des Studiums spielte ich mit diesem Gedanken … 2018 bekam ich dann die Möglichkeit, bei einem Institut für Weiterbildung als Dozentin für Dentalhygiene anzufangen. Ich war dankbar über diese Chance und nahm die Herausforderung mit voller Motivation an, wechselte die Zahnarztpraxis und fing an, hauptberuflich als Dozentin und nebenberuflich einmal wöchentlich als Dentalhygienikerin in einer Zahnarztpraxis zu arbeiten. Seither genieße ich die flexible Arbeit als Dozentin, reise viel durch Deutschland und Österreich, bilde ZMPs in München aus, sitze im Prüfungsausschuss bei den Dentalhygieniker/innen (DH) und teile meine Erfahrungen und mein Wissen mit den motivierten Teilnehmern.

Für mich sind Zähne meine Berufung. Deshalb habe ich auch privat auf Instagram @_nicetosmile_ einen Zahnpflege Account entwickelt. Schaut gern vorbei und lasst ein Abo da! Ich hoffe, ich habe Euch für eine Qualifikation motivieren können und konnte Euch zeigen, dass durch Fleiß, Begeisterung, Positivität und Disziplin jeder selbstbewusst zum Ziel kommen kann!

Live the Life you have imagined!

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Was macht man eigentlich als FachwirtIn im Gesundheits- und Sozialwesen – Erfahrungbericht?

Wer rastet, der rostet – auch auf beruflicher und intellektueller Ebene

Wie alles begann…

Nach dem Abitur unmittelbar zu wissen, in welche Richtung es beruflich gehen soll, stellte für mich eine echte Herausforderung dar. Die Frage war erst einmal: diverse Praktika absolvieren, um erste Erfahrungen in verschiedenen Branchen zu sammeln, eine Ausbildung oder doch für ein Studium bewerben?

Innerhalb kürzester Zeit wurde mir über Kontakte ein Ausbildungsplatz zur MFA in einer ambulanten chirurgischen Praxis angeboten, den ich dankend annahm. Gipsen, Verbände anlegen, bei Eingriffen wie Arthroskopien assistieren und den Ärzten zur Seite stehen und zusätzlich in so kurzer Zeit so viel Blut zu sehen, ließ mein Interesse für die Medizin stetig wachsen. Das Miteinander im Team und Patienten zu helfen bereitete mir viel Freude. Die Ausbildung verkürzte ich aufgrund des Abiturs und Notendurchschnitts von drei auf zwei Jahre. Ich wusste, ich wollte mehr, als „nur“ die rechte Hand des Arztes sein. Mein Ziel war es somit erstmal, mehr Wissen im Bereich Medizin zu erlangen. Für ein Medizinstudium war mein NC leider nicht optimal und jahrelange Wartesemester hätte ich überbrücken müssen. Daher verfolgte ich dieses Ziel nicht weiter.

Ich arbeitete als Medizinische Fachangestellte mehrere Jahre in einer Poliklinik. Im Anschluss in einer internationalen Privatklinik (Ambulanz), die für ihre Interdisziplinarität bekannt ist. Sprich, verschiedenste Fachrichtungen, die teils ineinandergreifen. Patienten wird so durch nur ein Praxisbesuch eine Behandlung auf mehreren Ebenen ermöglicht.

Nach einigen Jahren stellte ich auch hier fest, dass mir dies nicht mehr reichte und ich mehr „hinter die Kulissen“ schauen wollte. Weniger Patientenkontakt und ein Tätigkeitsbereich in der Verwaltung bzw. im Management. Es begannen unzählige Recherchen über Fort- und Weiterbildungen sowie Studienmöglichkeiten im Bereich Gesundheitswesen. Schlussendlich begann ich ein BWL-Studium, da ich über diesen Umweg im Gesundheitsmanagement durchstarten wollte. Private Studiengänge waren finanziell nicht stemmbar und auch das BWL-Studium musste ich aufgrund finanzieller Hürden abbrechen. Des weiteren war die Theorie und die Distanz zum Gesundheitswesen ein Ausschlusskriterium für mich.

Ich stieß über die IHK auf die Aufstiegsweiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen.

Die Weiterbildung wurde berufsbegleitend angeboten und war zudem durch erschwingliche Kosten attraktiv für mich.

Nach ca. 15 Monaten, bestehend aus zwei Blockwochen, jeden zweiten Freitag und Samstag Präsenzunterricht und unzähligen Bibliotheksbesuchen (und Nervenzusammenbrüchen) absolvierte ich erfolgreich den Abschluss zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen. Gleichzeitig erhielt ich das Zeugnis zum Bachelor Professional of Health and Social Services. Inhalte waren u. a. BWL, Qualitätsmanagement, Personalführung und Marketing.

Kleiner Tipp: stelle bei deinem Arbeitgeber einen Antrag auf Bildungsurlaub. So erhielt ich fünf extra Tage pro Jahr Urlaub und konnte an den zwei Wochen Blockunterricht teilnehmen.

Endlich geprüfter Fachwirt – und wie geht es weiter?

Dieser Schritt ermöglichte mir den Sprung zur Praxismanagerin in einer ambulanten Augentagesklinik, auch das Gehalt stieg um einiges. Schnell veränderte sich mein gewohnter Berufsalltag und mir wurde bewusst, wie viel Führungsverantwortung ich nun trug. Ich liebte es! Zugleich stellte es natürlich auch viele Herausforderungen dar, an denen ich jedoch stetig wachsen konnte.

Die nächste Etappe führte in die Kassenärztliche Vereinigung, in der ich im Bereich Qualitätssicherung, Ärzten und medizinischen Einrichtungen beratend zur Verfügung stand. Antragsbearbeitung, Referieren und Qualitätsmanagement waren Teile dieser Tätigkeit. Aber auch etwas völlig anderes in einer Behörde zu arbeiten.

Ein Wechsel meines Wohnortes führte mich nun zur aktuellen Tätigkeit als Assistentin der Geschäftsführung im Krankenhaus.

Ein hohes Maß an Verantwortung und Organisationsgeschick sind täglich gefordert, lassen einen aber auch über den Tellerrand hinausblicken.

Wie und wohin mich mein beruflicher Weg führen wird, steht in den Sternen. Jedoch kann ich rückblickend sagen, dass jeder dieser Meilensteine dazu beitrug, meinen Erfahrungshorizont und meine Kenntnisse enorm zu erweitern.

Für alle meine Interessen einen Beruf zu finden war schwierig. Die Weiterbildung zur geprüften Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen ermöglichte mir jedoch diese zu vereinen. Weshalb ich genau diese Weiterbildung wärmstens empfehlen kann!

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Was macht eigentlich eine Verah / Näpa – Erfahrungsbericht?

Wähle einen Job, den du liebst, und du wirst nie wieder arbeiten müssen.

Nach kürzester Zeit in der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten wurde mir schnell klar, dieser Job macht mir viel mehr Spaß als ich jemals gedacht hätte! Ich war selbst überrascht, dass meine Berufung mich gefunden hat. Bis heute bin ich jeden Tag froh darüber, dass ich diese Chance bekommen habe!

2011 beendete ich erfolgreich meine Ausbildung als MFA beim Allgemeinmediziner und begann 2015 die Weiterbildung zur Näpa / VERAH. In unserer Hausarztpraxis haben wir damals wie heute viele Patienten, die leider aus gesundheitlichen Gründen kaum mehr in der Lage sind, unsere Sprechstunde zu besuchen. Für einen Arzt allein ist das bisweilen nicht mehr zu bewältigen. Meine Chefin war die treibende Kraft und motivierte mich zur Weiterbildung als Verah + Näpa. Dadurch konnte ich selbst Hausbesuche übernehmen und mir in der Praxis einen wichtigen Stellenwert erarbeiten.

Der Unterricht in Stuttgart wurde als Blockunterricht durchgeführt. Dadurch konnte ich weiter Vollzeit arbeiten und wurde in den Unterrichtswochen freigestellt. Dies war aus verschiedenen Gründen vorteilhaft. So war ich wenig abgelenkt und habe mich vor Ort voll und ganz auf die Weiterbildung konzentrieren können. Als ich das erste Mal in die Unterlagen der VERAH schaute war ich einfach nur völlig verwirrt. Ich verstand nur Bahnhof. Was ist denn bitte „Case Management“??? Gut, dass es nicht nur mir so ging. Ziemlich schnell hatten die anderen „Verah-Mädels“ und ich einen guten Draht zueinander, denn alle waren neu und jeder musste sich erst einmal in die Materie einarbeiten. Wir tauschten uns über die verschiedenen Arbeitsalltage in unseren Praxen aus. Es war interessant zu sehen, wieviel unterschiedliche Dinge jede von uns täglich zu bewältigen hat. Nach ca. 6 Monaten und vielen Stunden des Lernens, einer Hausarbeit, zwei großartigen Praktika beim Pflegedienst sowie bei der Krankenkasse, bestand ich beide Prüfungen und war wirklich sehr stolz auf mich! Am Anfang erschien uns die gesamte Thematik einfach riesig, aber durch intensive Vorbereitungen ließen sich letztlich beide Prüfungen doch bewältigen, sodass die Mehrzahl unserer Mädels auf Anhieb bestand.

Mein Tagesablauf in der Praxis

Mein Tagesablauf in der Praxis hat sich entsprechend verändert. Ich bin mittlerweile Erstkraft/ Teamleitung und habe einmal wöchentlich meinen festen Hausbesuchstag. Ich fahre regelmäßig ins Pflegeheim für Blutentnahmen. Zusätzlich besuche ich Patienten zuhause, zum Beispiel für Laborkontrollen oder für Wunddokumentationen.

Zeit ist etwas sehr Wichtiges in diesem Beruf, denn es gibt Momente da müssen wir uns einfach die Zeit nehmen, um zuzuhören. Dann gibt es wiederum diese Situationen, in denen alles wirklich schnell gehen muss, wie bei einem Notfall. Wir MFAs sind im Zugzwang abzuwägen, wann wir wie mit unserer Zeit haushalten. Auf den Hausbesuchen finde ich es persönlich sehr wichtig, mir die Zeit für die Patienten selbst einteilen zu können. In der Praxis zurück, wird alles dokumentiert. Dort bin ich die Ansprechpartnerin für die verschiedensten Tätigkeiten. Wie zum Beispiel für Patienten und deren Angehörige, die aus gesundheitlichen Gründen sich kaum noch selbst versorgen können. Ich berate sie, erkläre ihnen welche Möglichkeiten es gibt, sich Unterstützung zu holen. Die Patienten berichten mir von ihrem Empfinden und ihren Beschwerden, physischen sowie psychischen Problemen. So wurde ich ein noch effektiveres Bindeglied zwischen den Patienten und unseren Ärzten.

Für jeden Arbeitgeber lohnt es sich eine Verah / Näpa im Team zu haben.

Nachdem meine Chefs in Rente gingen, konnten die Praxis Nachfolger von meiner Weiterbildung natürlich ebenfalls profitieren. Ich selbst stieg in die Tätigkeitsgruppe IV auf.  Meine neue Position in der Praxis nutze ich, um uns allen das Leben etwas leichter zu machen. Durch eine Vielzahl an selbst erstellten Infoblättern kann ich unseren Patienten einiges besser darstellen. Sie können etwas mit nach hause nehmen, an dem sie sich orientieren.  Sogar meinen Kolleginnen kommt in vielen Bereichen diese Weiterbildung zu Gute. Viele Dinge, die ich gelernt habe, kann ich jetzt besser vermitteln und erklären. Ich nehme immer noch sehr gerne an Fort- und Weiterbildungen teil. Neues Wissen zu erlangen macht mir einfach Freude. Wir Mädels können uns dadurch um einiges mehr austauschen. Jeden Tag gibt es wieder etwas Neues zu tun und Mithilfe von Checklisten erreichen wir strukturierte Arbeitsabläufe und klare Linien für den Praxisalltag.

Durch die vielen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, bemerke ich, wie mir die Arbeit einfacher von der Hand geht. Ich verstehe außerdem die Zusammenhänge und die Genehmigungsverfahren der Krankenkasse besser und war bzw. bin bis heute etwas überrascht, wie wenig Zeit die Angestellten vom Pflegedienst für jeden Patienten „vorgeschrieben“ bekommen und wieviel Zeit Pflege in der Realität tatsächlich benötigt. Durch diesen Einblick wurde mir klar, wie groß die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis wirklich ist.

Diese Weiterbildung ist eine Bereicherung für mein ganzes Leben! Unsere Trainerin/ Lehrerin hat uns nicht nur viel Fachliches vermittelt, sondern sie hat mir vor allem zwei große Punkte näher gebracht, von denen ich bis heute profitieren kann:

Umsichtig und achtsam zu sein!

Mein Vater brachte mir schon früh bei, den Menschen wirklich zuzuhören. Und diese Weiterbildung förderte genau das in mir: meine Intuition. Ich habe das Gefühl, mich deutlich besser in die Menschen reinversetzen zu können, ich höre auf meine innere Stimme und verlasse mich auf mein Wissen. Probleme sehe ich mittlerweile einfach als Aufforderung zur Lösung, denn irgendwie findet sich immer ein Weg weiterzukommen. So kann ich den Menschen, egal ob beruflich oder privat, wirklich zur Seite stehen und ihnen helfen. Und genau darum geht es ja!

Nach über 12 Jahren in meinem Beruf steh ich jeden Morgen auf und bin froh, etwas bewirken zu können.

Fotos by Moni Stamm