Zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen wirst du durch eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung. Sie könnte für dich interessant sein, wenn du deine Karriere als Medizinische Fachangestellte oder Zahnmedizinische Fachangestellte mehr in Richtung Verwaltung und Management bewegen möchtest.
Bei deiner täglichen Arbeit in der Praxis als MFA oder ZFA bist du sicherlich schon mit einigen Herausforderungen des heutigen Gesundheitssystems in Berührung gekommen. Die Menschen werden immer älter. Es gibt zu wenig Fachkräfte. Bürokratie hoch zehn. Alles kostet zu viel, obwohl ja gar kein Geld da ist und zu guter Letzt soll die uns bekannte Qualität der Gesundheitsversorgung erhalten bleiben. Um dem allen gerecht zu werden und adäquate Lösungen für die Gesundheitsbranche zu finden, gibt es Experten, wie den Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen.
Das sind speziell geschulte Fachkräfte, meistens mit einem beruflichen Hintergrund im Gesundheits- oder Sozialwesen, die sich um die u.a. betriebswirtschaftlichen und personalwirtschaftlichen Belange von Unternehmen des Gesundheitswesens kümmern.
Auf einen Blick
Voraussetzungen | Abgeschlossene Ausbildung im Gesundheits- und Sozialwesen und einjährige Berufspraxis oder Abgeschlossenes Hochschulstudium und zweijährige Berufspraxis oder Abgeschlossene Ausbildung in sonstigem anerkannten kaufmännischen, verwaltenden oder hauswirtschaftlichen Beruf und zweijährige Berufspraxis oder Fünfjährige Berufspraxis |
Dauer | 3 – 18 Monate |
Kosten | ca. 2.600 Euro (je nach Anbieter) |
Arbeitsorte | Klinik oder Zahnklinik, Reha- und Kureinrichtungen, Pflegeheim, Rettungsdienst. Tagesstätten, Wohnheime, Behinderteneinrichtungen, Krankenkasse, usw. |
Berufliche Chancen | Mehr Verantwortung, besseres Gehalt, vielfältige Perspektiven für Jobs im Gesundheitswesen, der Fachwirt ist mit einem Bachelorabschluss gleichgestellt |
Die Aufgaben einer FachwirtIn
Die Aufgaben einer FachwirtIn sind sehr vielfältig und hängen natürlich auch von deinem Einsatzort (z.B. Klinik, Pflegeheim oder Krankenkasse) und der jeweiligen Abteilung (Finanzabteilung, Personalabteilung etc.) ab.
Pflegerische und (zahn)medizinische Aufgaben wirst du als FachwirtIn nicht mehr erledigen, da dein Arbeitsplatz statt im Behandlungszimmer nun am Schreibtisch bzw. im Büro zu finden ist. Weil du aber weiterhin im Gesundheitswesen tätig bist, wird dir der Patientenkontakt sicherlich erhalten bleiben, wenn auch in anderer Form.
Dein neues Aufgabegebiet kann verwaltungstechnischer oder organisatorischer Natur sein, z. B. wenn du Anträge bearbeitest oder Veranstaltungen organisierst. Zu den typisch kaufmännischen Aufgaben zählt das Rechnungswesen. Du schreibst Rechnungen und kontrollierst Zahlungseingänge. Manche übernehmen auch Führungsaufgaben und leiten ein kleines Team. Andere sind im Managementbereich als rechte Hand des Abteilungsleiters tätig. Auch Marketingaufgaben, wie das Erstellen von Marketingkonzepten oder eine Position als Social Media Beauftragte eines Unternehmens könnten denkbar sein.
Noch mehr Infos darüber, wie der Arbeitsalltag als FachwirtIn im Sozial-und Gesundheitswesen aussehen könnte, findest du in dem Erfahrungsbericht von Tatjana.
Arbeitsorte
Innerhalb des Gesundheitswesen sind die Einsatzgebiete eines Fachwirtes quasi grenzenlos. Kliniken, Reha- und Kureinrichtungen, Pflegeheime oder Rettungsdienst. Tagesstätten und Wohnheime (z. B. Jugendheim, Mutter-Kind-Heim), Behinderteneinrichtungen, Organisationen der freien Wohlfahrtspflege (z. B. Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutscher Caritasverband, Deutsches Rotes Kreuz oder Diakonie). Auch Krankenkassen, die Kassenärztlichen Vereinigungen und Ärztekammern bzw. Kassenzahnärztliche Vereinigungen und Zahnärztekammern sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen speziell aus dem Gesundheitswesen.
Von vielen begehrt sind auch Jobs bei Städten und Kommunen, z.B. im Gesundheitsamt, weil hier die Chance auf eine Verbeamtung besteht.
Berufliche Chancen
Schaut man sich die Beschreibung der beruflichen Chancen der Fachwirte auf den Seiten der vielen Weiterbildungsanbieter an, verhilft dir der Abschluss zu verantwortungsvollen Aufgaben im mittleren Managementbereich. Im mittleren Management arbeiten z.B. Abteilungs- oder Teamleiter. Damit befindest du dich zwischen deinen Mitarbeitern und den Führungskräften des Top Managements. Als Beispiel hierfür kannst du dir eine Praxismanagerin vorstellen. Sie ist für die Belange der MFA als TeamführerIn zuständig, muss übergeordnet aber auch die Ziele des Arztes als Praxisinhaber realisieren.
Du kannst als FachwirtIn also auf mehr Verantwortung und Führungspositionen hoffen. Dies bedeutet auch ein besseres Gehalt zu beziehen. Die Weiterbildung lohnt sich also, wenn du mit deinem MFA-Gehalt nicht zufrieden bist. Eine FachwirtIn verdient gleichwertig mit einer MFA der Tätigkeitsgruppe VI des Gehaltstarifvertrag für MFA oder höher, je nach Arbeitgeber.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als MFA mit Berufserfahrung und einem zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Abschluss im Gesundheitswesen sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Du kennst dich bereits in der Branche aus, kennst den Praxisalltag sowie seine Probleme und weißt, wie man mit Patienten bzw. Kunden umgeht. Dein praktisches Know-How gepaart mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen verschafft dir klare Vorteile gegenüber den Hochschulabsolventen, die noch keine Berufserfahrungen gemacht haben und “nur” mit theoretischen Wissen von der Uni glänzen können. Außerdem zeigt es, dass du belastbar, zielstrebig und lernwillig bist. Sowas sieht der zukünftige Chef gerne.
Gehalt als FachwirtIn im Gesundheits- und Sozialwesen
Als qualifizierte FachwirtIn im Gesundheits- und Sozialwesen wirst Du mindestens in Tätigkeitsgruppe VI des Gehaltstarifvertrags für Medizinische Fachangestellte eingeordnet. Je nach Berufserfahrung verdienst Du als FachwirtIn im Gesundheits- und Sozialwesen dementsprechend wenigstens zwischen 3.119,- € und 4.322,- € brutto im Monat. Du kannst Dir Dein Gehalt nach Gehaltstarifvertrag mit unserem Gehaltsrechner für MFA berechnen.
Fortbildungsablauf
Der Ablauf der Fortbildung ist nicht geregelt. Theoretisch kannst du dir die Lerninhalte selbst beibringen. Da du aber für einen anerkannten Abschluss eine Prüfung vor der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ablegen musst, empfiehlt sich ein Kurs bei einem Anbieter zu absolvieren, der dich optimal auf die Prüfung vorbereitet. Je nach Anbieter dauert der Kurs 3 bis 18 Monate. Diese werden berufsbegleitend oder Vollzeit, per Fernunterricht oder in Präsenzveranstaltungen angeboten.
Die DIHK hat einen Rahmenplan zu den Lehrinhalten erarbeitet. Dieser gliedert sich in einen handlungsspezifischen und einen wirtschaftsspezifischen Teil.
Handlungsspezifischer Teil
- Gesundheitsökonomie
- Sozialwissenschaften
- Spezifische Rechtswissenschaft im Sozial und Gesundheitswesen
- Marketing im Gesundheitswesen
- Management im Sozial- und Gesundheitswesen
Wirtschaftsspezifischer Teil
- Betriebs- und Volkswirtschaftslehre
- Allgemeines Rechnungswesen
- Recht & Steuern
- Operative Unternehmensführung
Fortbildungsinhalte
Lerninhalte |
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Grundzüge der Unternehmensführung, des Controllings sowie des Rechnungswesens |
Grundsätze des Sozialmarketings (um z.B. Konzepte zur öffentlichen Präsentation des Unternehmens beurteilen und selbst erstellen zu können) |
Planen, Organisieren, Steuern, Überwachen und Optimieren betrieblicher Prozesse |
Managementaufgaben im Gesundheits- und Sozialwesen |
Beschaffen, Führen und Entwickeln von Personal und Qualifizierung der Mitarbeiter durch Aus- und Weiterbildung |
Lenken der Kommunikationsschwerpunkte |
Erfassung von Leistungserstellungsprozessen |
Ermitteln, Interpretieren und Beurteilen von steuerungsrelevanten Daten |
Einsetzen von Steuerungsinstrumenten |
Entwickeln und Ausgestalten von Unternehmenszielen und -strategien, Vorbereiten und Umsetzen unternehmerischer Entscheidungen |
Vorbereiten der Finanz- und Investitionsplanung |
Entwickeln und Umsetzen von Finanzierungs- und Investitionskonzepten |
Steuern und Optimieren von Qualitätsmanagementprozessen |
Planen, Organisieren, Koordinieren, Überwachen und Evaluieren von Projekten |
Planen und Durchführen von Marketingmaßnahmen |
Prüfung und Abschluss
Wie bereits erwähnt, musst du eine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammern abgelegen, wenn du einen bundesweit anerkannten Abschluss haben möchtest. Sie umfasst einen schriftlichen sowie mündlichen Teil. Für den mündlichen Teil ist eine Präsentation in Form einer Projektarbeit zu erstellen, die gegenüber dem IHK-Prüfungsausschuss präsentiert und „verteidigt“ werden muss.
Ein anschließendes Zertifikat bestätigt dir den Titel als “Geprüfter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen IHK”. Der Abschluss ist mit einem Meistertitel vergleichbar.
Erfahrungsbericht einer Fachwirtin
Falls du dir immer noch nicht ganz vorstellen kannst, welche Aufgaben als FachwirtIn auf dich warten und welche beruflichen Wege du nach dem Abschluss einschlagen kannst, lies dir den Erfahrungsbericht von Tatjana durch. Sie ist gelernte MFA mit einem IHK Abschluss als Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen und Gast-Autorin von MFA mal anders. In ihrem Artikel beschreibt sie ausführlich, wie die Weiterbildung für sie war und welche neuen Karrierechancen sich dadurch für sie ergeben haben.
MFA mal anders – Meinung
Als ich vor ein paar Jahren auf der Suche nach der perfekten Weiterbildung für mich war, bin ich auch auf die Weiterbildung zum Fachwirt gestoßen. Sicher ist es eine gute und sinnvolle Weiterbildung. Du erweiterst deine Kompetenzen und das öffnet dir als MFA ganz neue Türen.
Ich sah es schon vor meinem geistigen Auge: Ich am Schreibtisch am Managementaufgaben erledigen, ein Team leiten, besseres Gehalt, Gleitzeit, kein stressiger Praxisalltag mehr. Traumhaft. Ich war also schon kurz davor mich für diese Weiterbildung anzumelden.
Zuvor habe ich auf diversen Jobangebotsseiten mal nach einem Job als „Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen“ gesucht. Natürlich ist das keine direkte Berufsbezeichnung und kein Arbeitgeber sucht direkt nach jemandem mit diesem Titel. Aber mir wurden viele freie Stellen mit Fähigkeiten und Fertigkeiten, die dir in dieser Weiterbildung vermittelt werden, angezeigt. Jedoch waren das in der Regel Positionen als Sachbearbeiter oder Verwaltungskraft.
Was viele Arbeitgeber und Unternehmen nicht wissen, ist das der Fachwirt-Abschluss gleichgestellt ist mit einem Bachelorabschluss.
Der Bachelor Professional of Health and Social Services ist eine Übersetzung ins Englische des deutschen FachwirtIn im Gesundheits- und Sozialwesen IHK.
Seit dem 01.01.2020 ist die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) gültig, die neue Abschlussbezeichnungen festlegt, um die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Bildungsabschlüssen deutlicher zu machen.
Fortbildungsabschlüsse auf der Niveau-Stufe 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens (Bachelor-Niveau, z.B. Geprüfter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen, Meister, Techniker, etc.) erhalten die neue Abschlussbezeichnung „Bachelor Professional“, wenn auch die zugrundeliegenden Fortbildungsverordnungen angepasst wurden.
Wenn du den Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen erlangt hast, kannst du dir den Titel und das Abschlusszeugnis bei deiner IHK übersetzen lassen.
Du kannst dich zudem getrost also auch auf Positionen bewerben, die einen Bachelorabschluss im Stellenprofil angeben.
Weiterführende Links
Sämtliche Informationen über die Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen habe ich folgenden Webseiten entnommen:
- Fernakademie für Erwachsenenbildung GmbH – Geprüfte/r Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
- Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen IHK
- OAK – Online Akademie GmbH & Co. KG – Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen
- DIHK Service GmbH – DIHK Rahmenplan „Geprüfter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen“
- Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (SGD)*
- Geprüfter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)*