Der Arbeitsalltag in Arztpraxen kann aufregend und erfüllend sein, doch vor allem ist er eines: fordernd. Gleichzeitig Termine koordinieren, bei Behandlungen und Untersuchungen unterstützen, die Wartenden betreuen und dabei ständig das Telefon beantworten. Diese Vielzahl an Aufgaben erfordert eine hohe Energie und Belastbarkeit. Bei all dem Stress gelassen, freundlich und professionell zu bleiben, wird dennoch als selbstverständlich von den Medizinischen Fachangestellten (MFA) vorausgesetzt.
Wer bereits in einer Arztpraxis gearbeitet hat, weiß aus Erfahrung, dass Auszubildende oft nicht wegen mangelnder Ausbildungsinhalte abbrechen oder MFA sich beruflich neu orientieren möchten. Es ist kein Zufall, dass der Beruf der Medizinischen Fachangestellten regelmäßig von der Agentur für Arbeit als Engpassberuf eingestuft wird. Die Arbeitsbelastung ist häufig sehr hoch. Der hektische Praxisalltag stellt hohe Anforderungen sowohl an die berufliche Leistungsfähigkeit als auch an die persönliche Belastbarkeit.
Welche Soft Skills muss man als MFA mitbringen?
Einige Fähigkeiten sind selbsterklärend, wenn man das Ausbildungsprofil und Berufsbild von Medizinischen Fachangestellten betrachtet. Selbstverständlich sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit unerlässliche Eigenschaften. Doch ebenso wichtig ist die Kommunikationsfähigkeit bei der Arbeit mit Patienten. Eine gewisse Bestimmtheit ist notwendig, um die täglichen Patientenströme nicht nur freundlich zu betreuen, sondern auch zu moderieren. Diese Soft Skills werden in der Regel in persönliche, soziale und methodische Kompetenzen unterteilt.
- Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit
Diese drei Fähigkeiten fallen alle in die Kategorie der sozialen Kompetenzen, die in medizinischen Berufen von besonderer Bedeutung sind. Fachwissen ist zwar unerlässlich, aber allein nicht ausreichend, um den Alltag zu bewältigen. Es ist ebenso wichtig, täglich souverän mit schwierigen Patienten umzugehen und dabei höflich und einfühlsam zu bleiben. Zudem steht und fällt die Praxisorganisation mit der Fähigkeit des Teams, harmonisch zusammenzuarbeiten. Ständige Auseinandersetzungen und ein mangelnder Umgang mit Kritik belasten den Arbeitsalltag für alle Beteiligten erheblich. - Belastbarkeit und Stressresistenz
Um effektiv den Überblick über alle Aufgaben zu behalten, sich nicht von Ablenkungen aus dem Konzept bringen zu lassen und möglicherweise auch negatives Feedback, sei es konstruktiv oder nicht, zu bewältigen, ist es entscheidend, die eigenen Emotionen im Griff zu haben. Besonders stressresistente MFA schaffen es, dass weder Konzentration noch Sorgfalt und Zuverlässigkeit unter hohem Druck leiden. - Organisationstalent und Eigenverantwortung
Von Terminplanung und Patientenbetreuung bis hin zu Verwaltungsaufgaben im Sinne des Praxismanagements gehört viel Organisationsgeschick zur Tätigkeit als MFA. Dabei ist es entscheidend, stets den Überblick zu behalten, selbst wenn man viele Aufgaben gleichzeitig koordinieren muss.
Soft Skills in der Bewerbung hervorheben
Im Gegensatz zu Hard Skills kann man seine charakterlichen Kompetenzen selten mit Zertifikaten und Zeugnissen belegen. Dennoch sind die persönlichen Stärken der Kern des Anschreibens. Dieses zeigen als Ergänzung zum Lebenslauf primär, dass man nicht nur fachlich qualifiziert ist, sondern eine erfolgreiche Zusammenarbeit gewährleisten kann und menschlich optimal ins Unternehmen beziehungsweise ins Team passt. Im Anschreiben soll nämlich nicht einfach in ganzen Sätzen wiederholt werden, was bereits im CV tabellarisch aufgelistet ist. An dieser Stelle solltest du erläutern, was dir besonders liegt und was du in deiner bisherigen Laufbahn dazugelernt hast. Dies kann durch vorangegangene berufliche Stationen, ehrenamtliche Tätigkeiten, Vereinsarbeit oder in der Ausbildung erfolgt sein. Zudem solltest du begründen, warum diese Fähigkeiten und Erfahrungen beim neuen Arbeitgeber optimal eingesetzt werden können. Ein Begriff, der in den letzten Jahren in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der Cultural Fit.
Im ersten Schritt muss man für sich selbst ausarbeiten, welche Soft Skills die eigene Arbeitsweise definieren. Im nächsten Schritt gilt es dann, diese anhand konkreter Beispiele zu veranschaulichen. Es bringt nichts, sich einfach die typischen persönlichen Stärken aus dem Internet zu suchen und brav in der Bewerbung aufzulisten. Anhand von Erfahrungen und durchlebten Situationen muss man verdeutlichen, dass man diese Fähigkeiten bereits bei der Lösung von Problemen erfolgreich angewandt und vielleicht sogar trainiert hat. Teamfähigkeit kann man beispielsweise mit der Mitarbeit in Gruppenprojekten belegen, aber auch mit langjährigem Mannschaftssport. Wer schon einmal im Servicebereich gejobbt hat, musste bereits ganz praktisch seine Kommunikationsfähigkeit unter Beweis stellen und hat in der Regel auch die ein oder andere stressige Situation meistern müssen. Um neben der Ausbildung noch zu jobben oder ehrenamtlich tätig zu sein, muss man nicht nur sein Zeitmanagement meistern. Es zeigt auch, dass man diszipliniert, zielstrebig und belastbar ist.
Diese Regel gilt jedoch nur unter der Bedingung, dass die Leistungen in Schule und Betrieb nicht darunter leiden. Wenn jemand seine Ausbildung zugunsten anderer Aktivitäten vernachlässigt, sendet dies den Arbeitgebern das Signal, dass falsche Prioritäten gesetzt wurden. Es ist entscheidend, stets zu bedenken, welche Handlungen tatsächlich ein positives Bild vermitteln und überzeugend wirken.
Auch im Lebenslauf lässt sich indirekt auf die Soft Skills hinweisen. Indem man die Hauptaufgaben jeder beruflichen Station oder relevanten freiwilligen bzw. Vereinstätigkeit so beschreibt, dass daraus die dabei angewandten Fähigkeiten abzuleiten sind.
Ausbildungsbetriebe müssen auch Soft Skills vermitteln
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) kam in seiner Studie von 2022 zur Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten zu dem Schluss, dass es in vielen Fällen noch deutlichen Verbesserungsbedarf bei den persönlichen Kompetenzen gibt. Die Defizite zählen zu den Hauptgründen für Ausbildungsabbrüche. Durch diese Erkenntnis soll jedoch nicht die gesamte Verantwortung allein auf die Azubis fallen. Denn Ausbildungsbetriebe sind in der Verantwortung, jungen Menschen nicht nur Fachkenntnisse zu vermitteln. Während der Ausbildungszeit sollen nicht nur fachliche Fähigkeiten entwickelt werden, sondern auch charakterliche Kompetenzen und eine positive Arbeitseinstellung geformt werden. Nicht umsonst heißt es, dass man an seinen Aufgaben wächst, denn Soft Skills lassen sich trainieren und erlernen.
Doch die Soft Skills sind nicht nur für das Durchhaltevermögen in der Ausbildung wichtig. Sie wirken sich auch ganz grundlegend auf die Zusammenarbeit im Team aus und bestimmen, wie harmonisch und effizient der Arbeitsalltag abläuft.