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FachwirtIn Ambulante Medizinische Versorgung

Die Aufstiegsfortbildung zur/m FachwirtIn Ambulante Medizinische Versorgung befähigt dich mehr Verantwortung im Praxismanagement, der betriebswirtschaftlichen Verwaltung, Teamführung und Patientenbegleitung zu übernehmen. 

Die Fortbildung gibt es bereits seit dem Jahr 1994 unter dem Namen ArztfachhelferIn. Die FachwirtIn ist eine Neuauflage bei der die Module den veränderten und modernen Gegebenheiten einer Arztpraxis angepasst wurden.

Auf einen Blick

VoraussetzungenAbgeschlossene Berufsausbildung zur Medizinischen Fachangestellten bzw. Arzthelferin
oder 
ein vergleichbarer Abschluss in einem anderen medizinischen Fachberuf mit anschließender einschlägiger Berufserfahrung
Dauer420 Stunden (300 Stunden Pflichtteil, 120 Stunden Wahlteil), ca. 16 Monate
KostenPflichtteil ca. 2.000 EUR, Wahlteil ca. 450 bis 840 EUR, Prüfungsgebühr 250 EUR
ArbeitsorteGrößere Arztpraxen, MVZ, Ambulante OP-Zentren, Polikliniken, Ambulante Versorgungszentren im Krankenhaus, Verwaltung im Krankenhaus
Berufliche ChancenMehr Verantwortung, besseres Gehalt, vielfältige Perspektiven für Jobs im Gesundheitswesen

Aufgaben als FachwirtIn Ambulante Medizinische Versorgung

Der Job einer FachwirtIn ist unglaublich wichtig für eine gut organisierte Praxis, die auch als Unternehmen verstanden wird. Du behältst den Überblick über sämtliche Abläufe und optimierst sie für einen effizienten und patientenorientierten Praxisalltag. Ein weiterer wichtiger Verantwortungsbereich ist die Teamführung. 

Zufriedene, motivierte und gut ausgebildete MitarbeiterInnen sind das Herzstück einer Praxis und hier gilt es den Schwerpunkt richtig zu setzen. Nicht nur was die Rahmenbedingungen für einen attraktiven Arbeitsplatz angehen, sondern auch in der Aus- und Weiterbildung deines Teams. Du stimmst dich hierzu mit der Praxisleitung ab und entwickelst gemeinsam Strategien, um ein guter Arbeitgeber zu sein. Damit bist du das Bindeglied zwischen Management und Team.

Die Aufgabenbereiche einer FachwirtIn in der Ambulanten Medizinischen Versorgung sind auf den ersten Blick ähnlich wie die einer PraxismanagerIn. Welche Unterschiede in den beiden Fortbildungen liegen, kannst du weiter unten unter “MFA mal anders-Meinung” lesen.

Die Aufgabenbereiche im Überblick:

  • Patientenbetreuung 
  • Teamführung
  • Qualitätsmanagement
  • Durchführung der Ausbildung
  • Betriebswirtschaftliche Praxisführung
  • Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien
  • Management von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
  • Betreuung von Risikopatienten und Notfallmanagement

Arbeitsorte

Größere Arztpraxen, MVZ, Ambulante OP-Zentren, Polikliniken, Ambulante Versorgungszentren im Krankenhaus, Verwaltung im Krankenhaus

Berufliche Chancen

Als FachwirtIn in der Ambulanten Medizinischen Versorgung kannst du mehr Verantwortung übernehmen, eine leitende Position als Teamleitung führen und dich in den Bereichen Patientenbegleitung, Koordination und Praxisführung spezialisieren. Auch Tätigkeiten außerhalb der Arztpraxis sind denkbar, z.B. in einem Krankenhaus oder im Verwaltungsbereich von Krankenkassen und anderen Institutionen im Gesundheitswesen (z.B. Altenpflegeheim, KV, ÄK, etc.).

Gehaltstechnisch bewegst du dich mindestens in der Tätigkeitsgruppe V des Gehaltstarifvertrags für MFA.
Die FachwirtIn in der Ambulanten Medizinischen Versorgung ist eine Aufstiegsfortbildung. Hier gibt es diverse Möglichkeiten der Finanzierung der Fortbildung.

Fortbildungsablauf

Die Fortbildung wird von den Ärztekammern der einzelnen Bundesländer angeboten. Sie besteht aus einem Pflichtteil mit 300 Stunden und einem Wahlteil aus 120 Stunden. Insgesamt dauert die Fortbildung ca. 16 Monate, wenn du dran bleibst und regelmäßig die Lerninhalte bearbeitest. 

Die einzelnen Module kannst du flexibel belegen und bist dabei nicht an einer Reihenfolge gebunden. Manche Ärztekammern bieten die Möglichkeit, zumindest teilweise, einzelne Module im E-Learning Format zu absolvieren. So bist du zeitlich noch unabhängiger und du kannst dein Privatleben besser um die Fortbildung herum organisieren. Auch sonst ist die Fortbildung so gestaltet, dass du sie berufsbegleitend absolvieren kannst. 

Wenn du alle 8 Pflichtmodule abgeschlossen hast, wirst du zur Abschlussprüfung zugelassen. Die Wahlmodule beendest du jeweils mit einer Hausarbeit.

Fortbildungsinhalte

Überblick über die Inhalte des Pflichtteils und die zeitliche Gliederung der Gesamtfortbildung
Modul 1: Arbeits- und Lernmethoden
Subjektive und objektive Bedingungen des Lernens, Lerntechniken und Lernmedien, Selbstmanagement, Präsentation
(20 Stunden)
Modul 2: Patientenbetreuung und Teamführung
Kommunikation und Gesprächsführung, Wahrnehmung und Motivation, Moderation, Führung und Teamentwicklung
(40 Stunden)
Modul 3: Qualitätsmanagement
Grundstrukturen, Methoden und Instrumente, Einführung-, Weiterentwicklung und Bewertung eines QM-Systems
(40 Stunden)
Modul 4: Durchführung der Ausbildung
Allgemeine Grundlagen, der Jugendliche in der Ausbildung, Organisation und Durchführung der Ausbildung, Lernprozesse
(40 Stunden)
Modul 5: Betriebswirtschaftliche Praxisführung
Praxisorganisation, Kostenmanagement, Praxiseinkauf, Marketing
(40 Stunden)
Modul 6: Informations- und Kommunikationstechnologien
Hard- und Software, Datenschutz und Datensicherheit, Telematik
(40 Stunden)
Modul 7: Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Rechtliche Grundlagen, Medizinproduktebetreiberverordnung, Biostoffverordnung, betrieblicher Gesundheitsschutz
(40 Stunden)
Modul 8: Risikopatienten und Notfallmanagement
Betreuung risikorelevanter und vulnerabler Patientengruppen, Notfallsituationen, Notfallmanagement
(10 Stunden)

Wahlteil

Für den Wahlteil kannst du je nach persönlichem Interesse und welche beruflichen Ziele du mit der Fortbildung zur FachwirtIn in der Ambulanten Medizinischen Versorgung in der Zukunft verfolgen möchtest, unter verschiedenen medizinischen Themen auswählen. Je nach Ärztekammer stehen teilweise unterschiedliche Kurse zur Auswahl. Zum Beispiel:

Wahlteil im Bereich Medizin(120 Stunden)
Ernährungsmedizin für Medizinische Fachangestellte(120 Stunden)
Ambulante Versorgung älterer Menschen(60 Stunden)
Patientenbegleitung und Koordination(40 Stunden)
Prävention bei Jugendlichen und Erwachsene(80 Stunden)
Impfmanagement für MFA(40 Stunden)
Strahlenschutzkursus(90 Stunden)
Suchtmedizinische Versorgung für MFA(60 Stunden)
Fachzertifikat Ernährungsmedizin(60 Stunden)
Fachzertifikat Ambulantes Operieren(60 Stunden)
Sachkunde gem. § 5 und § 8 der Medizinproduktebetreiberverordnung (40 Stunden)
Fachzertifikat Wundmanagement (40 Stunden)
Fachzertifikat Kardiologie (107 Stunden)
Case Management in der ambulanten medizinischen Versorgung (230 Stunden)

Falls du in der Vergangenheit bereits Kurse zu den Wahlthemen besucht hast, die nicht länger als 3 Jahre zurück liegen, können diese unter Umständen angerechnet werden. Informiere dich hier am besten bei dem jeweiligen Fortbildungsanbieter.

Prüfung und Abschluss

Nachdem du alle Pflichtteile abgeschlossen hast, steht eine schriftliche Abschlussprüfung an bei der dein Wissen aus allen Themenbereichen abgefragt wird. Abschließend folgt noch eine praktisch-mündliche Prüfung.

Die Wahlmodule schließt du jeweils mit einer Hausarbeit ab. Manchmal auch nur mit einem Kolloquium, also einem mündlichen Fachgespräch.

MFA mal anders – Meinung

Die Aufstiegsfortbildung zur/m FachwirtIn scheint trotz des langen Daseins nicht sonderlich verbreitet zu sein. Zumindest begegnen uns wenig MFA mit dieser Qualifikation. Auch werden wenig bis gar keine Stellen von den Praxen angeboten, die auf der Suche nach einer FachwirtIn sind. 

Dies lässt darauf schließen, dass es Medizinische Fachangestellte nach dem Abschluss schwer haben könnten, einen Job zu finden, wo sie nicht nur die erworbenen Kompetenzen anwenden, sondern auch ein entsprechendes Gehalt beziehen können. Mit dem Fortbildungsumfang solltest du dich mindestens in der Tätigkeitsgruppe V des Gehaltstarifvertrags für MFA bewegen.

Praxen müssen höchstwahrscheinlich auf den Nutzen dieser Fortbildung hingewiesen werden. Zudem sollte der/ die PraxisinhaberIn Wert auf eine betriebswirtschaftliche Praxisführung und Teamführung legen sowie Offenheit für Innovationen, um die Arztpraxis als Unternehmen zu sehen und ständig weiterzuentwickeln. Dazu benötigt es eine ausgebildete Fachkraft mit speziellen Kenntnissen in diesen Bereichen, die du als FachwirtIn mitbringst. Solche Positionen sind aktuell allerdings nur in wenig Praxen zu finden. Oftmals wird dafür eine “Erstkraft” eingestellt, die vorne am Empfang sitzt und neben dem laufenden Praxisbetrieb Praxismanagement-Aufgaben erledigt. Das dieser Teil oft zu kurz kommt, ist einleuchtend.

Im Prinzip würden wir den/ die FachwirtIn in der Ambulanten Medizinischen Versorgung als Pendant zum/r PraxismanagerIn bezeichnen. 

Der Unterschied zu einer Praxismanagement-Fortbildung liegt unseres Erachtens darin, das bei den Fachwirten neben den Bereichen Betriebswirtschaft, QM, Teamführung und Verwaltung vor allem durch die Wahlmodule auch medizinische Aspekte aufgegriffen und erweitert werden. Je nach Fachrichtung kann dies ein zusätzlicher Benefit für deine berufliche Karriere und die Entwicklung der Arztpraxis sein. 

Der Vorteil bei der FachwirtIn-Fortbildung im Gegensatz zu allen Praxismanagement-Fortbildungen ist Folgender: der/ die FachwirtIn ist eine anerkannte Aufstiegsfortbildung von den Ärztekammern. Die Lerninhalte werden nach einem einheitlichen Curriculum (zumindest einheitlich pro Bundesland) vermittelt. 

Für die Weiterbildung zur/m PraxismanagerIn gibt es kein einheitliches Curriculum. Das  bedeutet, dass die Fortbildungsanbieter hier völlig frei in der Gestaltung der Lerninhalte sind. Deshalb findest du vom Wochenend-Präsenz-Kurs bis zu 1,5-jährigen E-Learning-Programmen alle möglichen Fortbildungsvarianten. In manchen Kursen wird dir umfangreiches theoretisches Wissen mit Praxisbezug vermittelt. In anderen Kursen die Themen nur oberflächlich angeschnitten. 

Was für dich das Richtige ist musst du letztendlich selbst entscheiden.
Wenn du vor allem mit dem Gedanken spielst, irgendwann einmal eine Karriere außerhalb der Arztpraxis anzustreben, informiere dich außerdem über die Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen.

Weiterführende Links

Bundesärztekammer

Akademie Nordrhein