Ein Erfahrungsbericht von Kristin von @mfa.mal.anders
Ich bin Kristin und habe im Jahr 2007 erfolgreich meine Ausbildung zur (damals noch) Arzthelferin beendet. Mit meinem ganz persönlichen Erfahrungsbericht über ein berufsbegleitendes Studium im Gesundheitswesen möchte ich euch als MFA die Möglichkeiten aufzeigen, die euch ein Studium bringen. Aber auch, die “Nachteile” bzw. Herausforderungen mit denen ich während meiner Studienzeit gekämpft habe.
Ich habe meine Ausbildung in einer Hausarztpraxis gemacht und war dort auch sehr zufrieden, weil die Allgemeinmedizin für Medizinische Fachangestellte (MFA) viele Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Medizin bringt. Außerdem hatten wir immer einen engen und guten Kontakt zu unseren Patienten und Patientinnen, was ich gut fand.
Nach der MFA-Ausbildung habe ich einige kleinere Fortbildungen, wie z.B. für Lungenfunktionsprüfungen und eine Weiterbildung zur Impfmanagerin gemacht. Nach 6 Jahren in der Hausarztpraxis wechselte ich in eine Privatklinik, weil ich mich beruflich neuen Herausforderungen stellen wollte. Hauptsächlich war ich in der internistisch-kardiologischen Abteilung tätig und hatte dort einen sehr netten Chef und ein tolles Team. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, aber ich habe nach der Einarbeitungsphase schnell gemerkt, dass ich nicht ganz ausgelastet war. Mir fielen die neuen Aufgaben und Untersuchungen leicht, weil mich Medizin generell immer sehr interessiert hat und ich mir schnell neue Dinge aneignen kann. Aber sobald ich eine gewisse Routine im Praxisalltag hatte, war mir häufig langweilig, täglich das Gleiche zu tun und ich fühlte mich mental nicht genügend gefordert.
Auf zu neuen Ufern als Praxismanagerin
Meine Karriere als MFA machte nach zwei Jahren einen großen Sprung, als ich Praxismanagerin und Assistentin des Ärztlichen Direktors wurde. Doch auch hier fing das gleiche Spiel von vorne an. Eine gewisse Routine stellte sich ein. Ich fühlte mich nicht mehr gefordert, lernte nichts Neues und alles hat mich irgendwie genervt. Die Patienten, der Chef, sogar meine geliebten Kolleginnen, die mittlerweile meine Freundinnen und keine Kolleginnen mehr sind.
Mein einstiger Traumjob als Medizinische Fachangestellte wurde zum Alptraum. Das morgendliche Aufstehen zur Qual. Ich habe eigentlich immer nur aufs Wochenende oder den nächsten Urlaub gewartet. Es musste eine Veränderung her. Ich wollte weiter im Gesundheitswesen arbeiten, das stand fest. Die Branche macht mir Spaß und ich mag die Medizin. Allerdings wollte ich mehr Verantwortung, vielleicht weniger Patientenkontakt und natürlich wäre ein besseres Gehalt auch nicht schlecht. Doch wie kann ich das als MFA erreichen?
So habe ich mich auf die Suche nach einer passenden Fortbildung für MFA gemacht.
Ich wollte eine Weiterbildung, die mich im Anschluss auch wirklich weiterbringt. Mit einem Abschluss, der mir vielleicht irgendwann auch Türen außerhalb der Arztpraxis öffnen könnte. Das Angebot an Fortbildungen im Gesundheitswesen zu überblicken war schwierig. Ich wusste nicht wirklich, auf welchen Webseiten ich mich informieren kann und was mir die einzelnen Fortbildungen im Anschluss eigentlich bringen. Bezeichnungen wie Näpa und VERAH ploppten auf. Fachwirt im Gesundheitswesen. Bachelorstudiengänge. Doch vielleicht ein Medizinstudium?
Hilfe!! Welcher Kurs ist für mich denn jetzt der Richtige?
Fortbildung, Weiterbildung oder Studium? Berufsbegleitendes Studium oder Vollzeit? Fernunterricht oder Präsenzveranstaltungen? Was kann ich eigentlich genau mit diesem oder jenen Abschluss danach machen? Und wie soll ich das Ganze eigentlich mit meinem MFA-Gehalt finanzieren? Fragen über Fragen. Im Internet gab es keine einzige Seite, die mir vernünftige Antworten geben konnte. Ich fühlte mich überfordert und irgendwie allein gelassen. Keiner konnte mir Rat geben und ich wurde immer frustrierter. Eine mühselige Recherche ging los.
Aufregend: Das berufsbegleitende Studium geht los!
Nach EINEM JAHR Selbstrecherche mit endlos langen Abenden am Laptop fing ich ein berufsbegleitendes Studium Bachelor Sozial- und Gesundheitsmanagement an. Es ist im Prinzip ein betriebswirtschaftliches Studium mit dem Schwerpunkt auf das Gesundheitssystem. Die Inhalte waren darauf ausgelegt, zu lernen, wie man unternehmerisch denkt und ein Unternehmen führt. Wir haben in alle Unternehmensbereiche, wie Marketing, Buchhaltung, Personalwesen, Steuern und Recht hineingeschnuppert. Hinzu kamen Grundlagen, um das Gesundheitssystem und seine Besonderheiten zu verstehen sowie Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln.
Ich hatte mich für ein berufsbegleitendes Studium entschieden, um weiterhin Geld zu verdienen. Um damit dann nicht nur mein Leben, sondern ab jetzt auch das Studium finanzieren zu können.
Berufsbegleitendes Studium hieß in dem Fall: Freitagabend und Samstagvormittag bis Nachmittag waren die Vorlesungen. Lernen, Hausarbeiten schreiben oder Präsentationen vorbereiten, habe ich abends nach der Arbeit oder am Wochenende gemacht.
Insgesamt ging das Studium 7 Semester, also 3,5 Jahre. Die Anfangszeit war sehr aufregend. Ich war super motiviert und auch ein bisschen stolz, jetzt eine Studentin zu sein. Es ging schnell, sich wieder ans Lernen zu gewöhnen. Auch, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre raus aus der Schule war. Wissenschaftliche Hausarbeiten zu schreiben, war schon eine andere Nummer. Aber auch daran gewöhnt man sich und wird mit der Zeit besser.
Rückblickend will ich die Studienzeit nicht missen. Ich habe dort neue Freunde gefunden, zu denen ich bis heute eine starke Verbindung habe. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und hatten viel Spaß in den Vorlesungen. Das schweißt zusammen.
Aber es war auch eine harte Zeit. Irgendwann war die erste Euphorie verflogen und die Motivation ließ nach. Ich habe mich nach dem Ende des Studiums gesehnt. Die wenige Freizeit und das ständige Lernen nach der Arbeit haben gezerrt. Deshalb habe ich nach ungefähr 2 Jahren berufsbegleitendes Studium meine Arbeitszeit von 40 Stunden auf 32 Stunden pro Woche reduziert. Das verschaffte mir wieder etwas mehr Luft zum Atmen und ich konnte die restlichen 1,5 Jahre bis zum Studienabschluss durchziehen.
Beruflicher Aufstieg in Sicht
Ein Jahr vor meinem Studienabschluss bekam ich ein Jobangebot als Sachbearbeiterin bei der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Dort habe ich Anträge bearbeitet und dabei unterstützt, eine neue Richtlinie mit ihren Vorgaben bei den betroffenen Berliner Ärzten umzusetzen. Der Job in der KV war ein großer persönlicher Erfolg für mich. Arbeitszeiten mit Gleitzeit und ein höheres Gehalt. Auch der Dauerstress und ein ständig klingelndes Telefon oder genervte Patienten blieben aus.
Was die Arbeit an sich angeht: ich würde sagen, dass man die Tätigkeit schon sehr mit einer Behörde vergleichen kann. Sachbearbeitung ist nicht spannend. Man muss sich strikt an Vorgaben halten. Es ist ein sehr hierarchisches Konstrukt mit langen Entscheidungswegen. Die Mühlen mahlen unglaublich langsam. Für mich persönlich ist diese Art zu arbeiten nicht die Erfüllung gewesen. Auch die besseren Rahmenbedingungen bezüglich Gehalt und Arbeitszeit konnten mich dort dauerhaft nicht glücklich machen.
Knapp 2 Jahre war ich bei der KV. Ich habe das Thema meiner Bachelorarbeit der Richtlinie gewidmet, für die ich dort zuständig war. Nachdem mein Studium nun offiziell beendet war, habe ich mir 2018 einen Traum erfüllt. Außerdem brauchte ich mal eine längere Pause.
Träume gehen manchmal eben doch in Erfüllung
Ein Jahr Weltreise! Man, war das toll. Diese Auszeit hatte ich gebraucht. Ich kann wirklich jedem empfehlen, sich mindestens einmal im Leben, vor allem nach einer turbulenten Zeit, mindestens ein paar Monate Auszeit zu nehmen. Man bekommt den Kopf frei, kann seine Gedanken ordnen und vieles für sich selbst neu angehen. Außerdem wurde ich mir so auch wieder mehr über meine persönlichen Ziele im Leben klar.
Was das Finanzielle angeht, benötigst du weniger Ersparnisse als du vielleicht denkst. Der einfache Lebensstil mit wenig Gepäck und wenig Luxus wird dir mehr persönliches Wachstum, Stärke, Erholung und Weiterentwicklung geben als du in einem Pauschalurlaub jemals bekommst.
Alles auf Anfang
Zurück in Deutschland war ich auf der Suche nach einem neuen Job. Im Gesundheitswesen selbstverständlich. Schließlich hatte ich in diesem Bereich ja meinen Bachelorabschluss gemacht und wollte mich auch hier weiterentwickeln.
Da der Arbeitsmarkt für Jobsuchende im Gesundheitswesen gerade ziemlich gut ist, dauerte es nicht lange und ich fing in einem Berliner Digital Health Startup als Operations Managerin an. Fancy Jobtitel. Hippes, junges Unternehmen. Ob mir hier mein berufsgleitendes Studium den Job verschafft hat, mag ich allerdings bezweifelen. Hier wurde mehr auf praktische Berufserfahrung und Motivation geschaut.
Die Kollegen waren alle sehr offen. Zickereien, genervte Antworten oder Unlust gab es dort nicht. Alle waren so motiviert und man war selbst mit den Geschäftsführern und anderen Leitungsfunktionen per Du. Was mir außerdem neu war: man durfte sich auch in Bereichen, die man nicht im klassischen Sinn gelernt hat, ausprobieren. Vertrauen und Selbstständigkeit wurden hier ganz groß geschrieben. Das gefiel mir und meiner Vorstellung der Art zu arbeiten sehr. Hier habe ich so viel im Personalmanagement gelernt. Mein Wissen über Personalrecruiting, Einstellungsgespräche, Teamentwicklung und Führungsverhalten spezialisiert.
Eine Idee reift heran: MFA mal anders
Durch mein neu erworbenes Wissen, wie man richtig mit Mitarbeitern umgeht, Stellenanzeigen verfasst und einen guten Bewerbungsprozess für Kandidaten etabliert, habe ich viel Nachholbedarf für diese Themen in Arztpraxen gesehen.
Durch unsere tägliche Praxisarbeit und ständige Neuerungen in der ambulanten Versorgung bleibt selbstverständlich nicht viel Zeit und Raum, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, die aber für jedes Unternehmen wichtig sind, um erfolgreich zu sein. Zum Beispiel das Personalwesen. Und die Arztpraxis ist ja schließlich auch ein Unternehmen. Wenn auch mit einigen Besonderheiten durch unser Gesundheitssystem.
Nunja. So keimte die erste Idee, einen Ort zu schaffen, der sich den Praxisteams in Arztpraxen widmet. Die Gesellschaft und Politik spricht immer nur von katastrophalen Zuständen in der Pflege, zu wenig Pflegepersonal und unter welchem Zeitdruck Ärzte stehen. Der Beruf der MFA findet selten Beachtung.
Obwohl unser Job auch nicht immer Zuckerschlecken ist und Ärzte auch hier händeringend nach Personal suchen. Ich will kein Mitleid erzeugen, sondern den Beruf würdigen und mehr Aufmerksamkeit schenken.
Auf MFA mal anders spreche ich genau über diese Themen und will euch MFAs an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Informationen über die Wahl einer (richtigen) Fort- oder Weiterbildung geben, Wissen zum Personalrekruiting für die Arztpraxis und Zahnarztpraxis vermitteln, tolle Jobangebote, und und und.
Und das beste: die Infos stehen für euch auf EINEM Karriereportal zur Verfügung, ohne das ihr endlos im Netz suchen müsst.
Mittlerweile Selbstständig und keine Sekunde bereut
Das Karriereportal aufzubauen war mit viel Arbeit verbunden. Dafür ging einiges an Freizeit drauf, die ich gerne mehr mit Freunden oder spaßigen Aktivitäten verbracht hätte. Aber es hat sich gelohnt. Mittlerweile ist MFA mal anders mein Hauptjob, von dem ich lebe. Ich habe eine Arbeit, die sich nicht wie Arbeit anfühlt. Und freue mich jedes Mal über eure Emails, Kommentare und darüber, wenn eine Praxis über unsere MFA mal anders – Jobbörse eine MFA einstellen konnte.
Fazit: Lohnt sich ein berufsbegleitendes Studium?
Für mich ganz klar: Ja!
Ohne diesen Schritt wäre ich sicherlich nicht so stark gewachsen und dort wo ich heute bin.
Es ist wichtig, dass du dir erstmal selbst darüber klar wirst, was deine beruflichen und privaten Ziele sind und wie dein Leben langfristig aussehen soll. Hier eine kleine Anleitung für dich. Denn mit einem klaren Ziel vor Augen hast du etwas, auf das du hinarbeiten kannst. Der Weg dorthin ebnet sich von ganz alleine. Und manchmal endet man, so wie ich, vielleicht auch ganz woanders und merkt, dass es einem dort auch sehr gut gefällt.
In jedem Fall öffnet dir ein (Fach-)Hochschulabschluss viele Türen in andere Berufe, Branchen und Positionen. Das Gehalt wird automatisch höher. Du hast bessere Aufstiegschancen. Dir bleibt es offen, ob du sogar noch einen Masterstudiengang dranhängen möchtest. Dies geht dann häufig auch für andere Studiengänge, die nicht unbedingt im Gesundheitsbereich sind.
Außerdem sammelst du neue Erfahrungen, lernst neue Freunde kennen und könntest durch ein Auslandsstudium sogar noch ein neues Land mit seiner Kultur und Sprache kennenlernen. Die größten Benefits eines Studiums sind aber tatsächlich das persönliche Wachstum und viele Kompetenzen, die du lernst: Präsentationsskills, Zeitmanagement etc.
Wenn du allerdings in der Praxis bleiben möchtest, würde ich dir eher kein Studium empfehlen. Mit dem Abschluss wärst du überqualifiziert und würdest höchstwahrscheinlich keine adäquate Anstellung, Aufgabenbereiche sowie Gehalt in einer Praxis bekommen, mit denen du glücklich wirst.
Ich hoffe, dir mit meinem Bericht über mein berufsbegleitendes Studium ein wenig weiter geholfen zu haben und freue mich über eine Mail von dir, wenn du von deinen Erfahrungen bei der Weiterbildungssuche erzählen möchtest oder Fragen dazu hast.